Köthenerin im Biathlon-Weltcup Biathlon-Weltcup: Franziska Hildebrand will sich nach schwacher Saison steigern

Östersund - Mit den Mixed-Staffeln startet am Samstag im schwedischen Östersund die neue Weltcup-Saison im Biathlon. Für Franziska Hildebrand, die in Halle (Saale) geboren wurde und deren Familie in Köthen lebt, ist es bereits die neunte. Die 32-Jährige musste sich allerdings erst über die Deutsche Meisterschaft qualifizieren. Darüber, aber auch ihre Ziele für die Saison und Pläne für die Zukunft sprach Andreas Morbach mit Hildebrand.
Franziska Hildebrand, Sie sind in Köthen aufgewachsen und 2009 zum Trainieren nach Ruhpolding umgezogen. Wie fällt Ihre Bilanz für dieses Jahrzehnt in Oberbayern aus?
Franziska Hildebrand: Damals war es auf jeden Fall der richtige Schritt für mich. Ich bin jetzt schon lange im Weltcup dabei und habe dort auch wirklich gute Leistungen zeigen können. Ich denke, dass ich mich in Ruhpolding gut entwickeln konnte.
Sie haben früher mal knapp zwei Jahre lang mit Männern trainiert. Wie ist der aktuelle Stand bei der sportlichen Kooperation mit den Biathleten?
Für mich ist das mittlerweile schon wieder die vierte Saison ohne die Männertrainingsgruppe. Bei mir waren das damals die jungen Männer, im Übergangsbereich von den Junioren zu den Herren. Wenn ich so eine Chance noch mal hätte, würde ich das gerne wieder machen. Mir hat das damals wirklich gut getan – und Spaß gemacht. Denn das ist auch der Altersbereich, bei dem ich als Frau noch gut mitlaufen kann. Jetzt wäre ich zumindest dafür, dass wir hin und wieder mal gemischte Trainingsgruppen bilden – um den Leistungsanreiz für die Frauen noch mal zu erhöhen. Aber das geht leider nicht.
Wie finden Ihre Kolleginnen die Idee?
Ich weiß, dass es einige auch begrüßen würden.
In der vergangenen Saison waren Sie 16. im Gesamtweltcup, gehörten mit 32 Jahren erst mal zum Perspektivkader der deutschen Biathletinnen. Erinnert Sie Ihre aktuelle Situation an das Frühjahr 2013, als Sie gar nicht mehr im Weltcupkader waren, dann aber eine Art persönlichen Aufbruch erlebten?
Hm… nee. Das war damals eben die Chance, die ich mit der Männertrainingsgruppe hatte – und die sich mehr oder weniger durch einen Zufall ergab. Die Gelegenheit habe ich jetzt nicht, das ist bei uns im System nicht vorgesehen.
In welcher Grundstimmung gehen Sie in den Winter?
(schnauft kurz) Ich muss sagen, am Ende der letzten Saison war es natürlich erst einmal ein schlechtes Gefühl. Es war die schlechteste Saison, die ich seit sechs Jahren gemacht hatte. So. Und ja: Ich musste durch die Qualifikation – weil mir eben ein Punkt zu den Top 15 im Gesamtweltcup gefehlt hat. Ansonsten wäre das alles kein Thema gewesen. Es war Thema, ich habe das geschafft – und fertig.
Welche Ziele stecken Sie sich jetzt noch? Es wieder unter die Top 15 im Gesamtweltcup zu schaffen?
Den Traum von einer Einzelmedaille bei einem Großereignis habe ich immer noch. Und das ist auch etwas, was mich noch mal motiviert hat.
Laura Dahlmeier, die Frontfrau unter Deutschlands Biathletinnen, hat ihre Karriere im Mai beendet. Wie sehen Sie die neue Konstellation im deutschen Frauenteam?
Die Mannschaft wird sich jetzt erst mal finden müssen. Aber auch wenn wir eine sehr, sehr gute Athletin verloren haben, haben wir trotzdem noch eine sehr starke Mannschaft. In der vergangenen Saison waren fünf Mädels von uns in der Lage, aufs Podest zu laufen (inklusive Dahlmeier, Anm. d Red.). Und ich denke, dass das auch in diesem Jahr wieder ähnlich sein wird.
Neben dem Biathlon studieren Sie Wirtschaftspsychologie, müssen dort noch Ihre Masterarbeit schreiben. Ist das genau Ihr Ding – so dass Sie sagen: Damit werde ich nach meiner Sportkarriere auf jeden Fall etwas anfangen?
Das kann ich mir gut vorstellen. Ich hatte jetzt doch einige sehr interessante Kurse mit dabei – zum Beispiel Coaching und Beratung, wo ich mir dachte: Das trifft genau die Dinge, die ich später mal machen möchte. Es interessiert mich von der Thematik her. Mit Menschen zu arbeiten, dabei immer wieder neue Herausforderungen zu bekommen und sich selbst weiterentwickeln zu können, das finde ich einfach spannend. Weil man auch nie genau weiß, was passiert.
Und wie halten Sie es im Biathlon: Denken Sie da schon bis Olympia 2022 in Peking? Oder planen Sie wie ihr Teamkollege Arnd Peiffer, der sechs Tage älter ist als Sie, eher von Jahr zu Jahr?
Ich schaue momentan auch eher von Jahr zu Jahr. Ich kann mir aber schon vorstellen, in Peking noch dabei zu sein, wenn die Leistung stimmt. (mz)