Kreislaufzusammenbruch nach Platz vier Biathlon in Canmore: Franziska Hildebrand mit Kreislaufzusammenbruch nach Platz vier

Canmore - Franziska Hildebrand aus Köthen stahl Biathlon-Königin Laura Dahlmeier mit einer furiosen Vorstellung im „Kühlschrank“ von Canmore die Show, da hatte sich Erik Lesser nach seinem lange ersehnten Befreiungsschlag schon längst ins Warme verkrochen.
Während sich Ex-Weltmeister Lesser im Einzel bei der erneuten Machtdemonstration des Norwegers Johannes Thingnes Bö mit Rang acht endlich sein Ticket für die WM in Östersund/Schweden (7. bis 17. März) sicherte, verpasste Hildebrand ihren ersten Podestplatz der Saison als Vierte nur äußerst knapp.
Im Ziel musste Hildebrand nach ihrer besten Saisonleistung erst einmal ärztliche Betreuung in Anspruch nehmen. „Sie hat einen kleinen Kreislaufzusammenbruch gehabt, aber sie hat schon wieder gelächelt“, gab Teamarzt Jan Wüstenfeld am ARD-Mikrofon Entwarnung.
Biathlon-Weltcup in Canmore: Franziska Hildebrand mit Kreislaufzusammenbruch
Auf die drittplatzierte Italienerin Lisa Vittozzi (0 Schießfehler/20,9 Sekunden zurück) hatten Hildebrand zuvor im Einzelrennen, das wegen der Kälte in den Rocky Mountains auf 12,5 km verkürzt worden war, nur 26,9 Sekunden gefehlt. Bei Temperaturen unter minus zehn Grad feierte die Norwegerin Tiril Eckhoff trotz eines Fehlers am Schießstand ihren ersten Saisonsieg, Rang zwei ging an die fehlerfreie Tschechin Marketa Davidova (9,8).
Zweitbeste Athletin des Deutschen Skiverbandes (DSV) war Vanessa Hinz nach einem Fehlschuss als Sechste. Doppel-Olympiasiegerin Dahlmeier leistete sich zum Auftakt ihrer WM-Generalprobe zwei Fehler am Schießstand und wurde Neunte. Auch Denise Herrmann (14.) und Franziska Preuß (18.) liefen in die Top-20.
Erik Lesser verpasst die Überraschung in Canmore
Knapp zwei Stunden vorher hatte Lesser durch einen Fehler beim allerletzten Schuss über 15 km sogar einen Platz auf dem Podium vergeben, dennoch reichte es zum besten Saisonergebnis (zuvor zwei 17. Plätze). „Erik hat am Schießstand einen sehr ordentlichen Wettkampf gemacht“, lobte Bundestrainer Mark Kirchner. Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer (2 Schießfehler) ärgerte sich hingegen nach Rang 13: „Es war okay, mehr nicht.“ Philipp Nawrath (2) wurde 17.
Das Maß der Dinge bleibt Einzel-Olympiasieger Bö. Der 25-Jährige hat dank einer fehlerfreien Vorstellung den Saisonrekord des Franzosen Martin Fourcade (14 Siege in der Saison 16/17) bei noch zehn ausstehenden Rennen fest im Visier. Auf seinen Landsmann Vetle Sjaastad Christiansen (2) auf Rang zwei hatte Bö gigantische 2:10,2 Minuten Vorsprung, Dritter wurde der Russe Alexander Loginow (2/2:41,0).
Temperaturen von minus 30 Grad in Canmore
Die Sportler waren angesichts der frostigen Temperaturen auf der Olympia-Strecke von 1988 dick eingepackt an den Start gegangen, viele schützten ihr Gesicht mit bunten Pflastern. Dabei war es in den kanadischen Rocky Mountains im Vergleich zu den vorigen Tagen „fast schon frühlingshaft“, wie Frauen-Disziplintrainer Florian Steirer witzelte.
Die arktische Kälte von teilweise knapp unter minus 30 Grad an den Vortagen hatte den Zeitplan ordentlich über den Haufen geworfen. Die für Samstag geplanten Staffeln wurden auf Freitag vorverlegt (ab 20.30 Uhr MEZ), statt der Massenstarts am Sonntag sollen schon am Samstag Sprints stattfinden (ab 20.20 Uhr MEZ/alle ARD und Eurosport). Neben der kürzeren Distanz hatten die Veranstalter beim Einzel auch die Zeitstrafen bei Schießfehlern von einer Minute auf 45 Sekunden verringert.
Auch den Athleten hatte der „Eisschrank“ Canmore zuvor Sorgen bereitet. „Ich hoffe, dass ich nicht erfriere“, sagte etwa Staffel-Weltmeisterin Vanessa Hinz im Vorfeld des Weltcups. Laut Regeln des Weltverbandes IBU sind bei Temperaturen unter minus 20 Grad keine Rennen erlaubt. Diese könnten nach den Vorhersagen in den kommenden Tagen in Canmore noch erreicht werden. (sid)