Basketball in Halle Basketball in Halle: Lions-Spielmacherin führt ein Leben in Bildern

Halle (Saale)/MZ - Fragebögen sind eine wunderbare Erfindung, um in aller Kürze etwas über Menschen in Erfahrung zu bringen. Als die SV Halle Lions zu Saisonbeginn Tiffany Porter-Talbert verpflichteten, baten sie die US-Amerikanerin zu einem kurzen Video-Fragebogen. Und unter anderem verriet sie darin eines ihrer größten Hobbys: Fotografieren. „Ich liebe es, jeden Moment festzuhalten und sich später an alte Zeiten zu erinnern.“
Im Fall von Tiffany Porter-Talbert ist das Fotografieren aber nicht nur ein Hobby. Es ist geradezu ein Lebensinhalt. Denn beim Aufrufen ihres Facebook-Profils präsentiert sich dem Betrachter ein wirklich emotionaler Lebenslauf. 1 334 Fotos sind dort zu finden. Stand Freitag, täglich kommen neue dazu, wahrscheinlich schon nach dem Heimspiel der Lions am Sonnabend gegen Osnabrück. Und beim Blick auf die Fotos fällt eines auf: Es sind zwei große Themen, die sich wie ein roter Faden durch das Leben der 29-Jährigen ziehen: ihr Sport und ihre Familie.
Enger Draht zur Mutter
Es ist längst zu einer Floskel geworden, dass Sportler, wenn sie ihre Bodenständigkeit zum Ausdruck bringen wollen, sich selbst als „Familienmenschen“ bezeichnen. Ein abstrakter Begriff, der nur selten mit Leben gefüllt werden kann. Doch das ist bei Tiffany Porter-Talbert völlig anders. Auch im Gespräch mit der MZ erzählt sie immer wieder von ihrer Familie, von ihrer Mutter Patricia, deren neun Geschwistern und ihren vielen Cousins und Cousinen. Und es ist diese eine Geschichte, die so viel erzählt von der Verbindung zu ihrer Mutter.
„Als ich am College Basketball gespielt habe, kannte jeder irgendwann meine Mutter. Sie ist zu fast jedem Spiel gekommen. Selbst der Hallensprecher hat sie irgendwann bei den Spielen schon begrüßt: ,Pat ist auch wieder da.‘“
Klingt nach einer Allerweltsgeschichte. Doch Tiffany Porter-Talbert studierte in Kentucky, ihre Mutter lebte damals in Los Angeles. Entfernung: über 2 800 Kilometer. Das ist ziemlich genau die Distanz von Halle nach Kairo. „Trotzdem ist sie andauernd zu mir geflogen, um mich spielen zu sehen.“
Seit 2006 lebt Tiffany Porter-Talbert inzwischen in Europa, spielte in Rumänien und Finnland, ehe sie schließlich nach Wasserburg kam. Ihren Weg hat sie selbst festgehalten in Hunderten Fotos. Da sind die privaten Schnappschüsse, natürlich auch die Besuche ihrer Mutter in Bukarest oder Berlin. Und da sind die sportlichen Momente. Höhepunkte wie die deutsche Meisterschaft mit Wasserburg 2011 - nach einer Saison, in der sie selbst zur besten Spielerin der Bundesliga gewählt wurde. Aber auch Bilder von Rückschlägen, etwa einer gebrochenen Nase während ihrer Finnland-Zeit oder von der schwersten Zeit Ende 2011.
„Ich weiß es noch genau: Es war der 16. Oktober“, erzählt Tiffany Porter-Talbert. Da zog sie sich in Wasserburg einen Kreuzband- und Innenbandriss im Knie zu. Bis zum Januar dauerte es, ehe sie in Las Vegas - dort lebt ihre Mutter heute - überhaupt operiert werden konnte. „Ich habe mir dann viel Zeit gelassen, damit wirklich alles mit dem Knie wieder in Ordnung kommt“, erzählt sie. Und so spielte sie fast zwei Jahre lang kein Basketball - bis die Lions im Herbst 2013 anklopften. Die suchten einen Ersatz für ihre damals verletzte Spielmacherin Amanda Rego.
Das ursprünglich nur bis Winter geplante Engagement ist inzwischen bis Saisonende verlängert. Auch, weil Tiffany Porter-Talbert immer stärker wurde. Und seit dem Trainerwechsel von Patrick Bär zu Martin Dornhoff spielt sie eine elementare Rolle im Team, ist mit ihrer körperlichen Spielweise nicht mehr aus der „Starting Five“, der Stammformation, wegzudenken ist. 194 Punkte hat sie bereits gemacht, 123 Rebounds und 28 Balleroberungen im Spiel geholt.
Riesenlob für den Trainer
Auf Martin Dornhoff hält Tiffany Porter-Talbert ganz große Stücke. „Er ist so erfahren und strahlt so eine Ruhe aus“, sagt sie. „Wie er so am Spielfeldrand sitzt und alles im Sitzen beobachtet, erinnert er mich total an Phil Jackson.“ Was für ein Vergleich. Jackson ist mit elf Meisterschaften der erfolgreichste Trainer im US-Basketball aller Zeiten.
Doch es ist nicht der einzige Beleg für die Wertschätzung, die die Amerikanerin für ihren Trainer hat. Natürlich gibt es da auch Fotos. Zum Beispiel von der Rückfahrt vorige Woche nach dem Auswärtsspiel bei den Rhein Main Baskets. Da stoppte das Team in einem mexikanischen Fast-Food-Restaurant. Und als Dornhoff beim Essen saß, kamen irgendwann seine drei US-Spielerinnen, umarmten ihn und machten ein Foto.
Es ist eine Aufnahme, die eine große Herzlichkeit rüberbringt. Ganz typisch für Tiffany Porter-Talbert. Und die gab dem Bild auch gleich den passenden Text: „Unser Coach ,Dorni‘.“