Basketball in Halle Basketball in Halle: Lions-Jahrgang komplett

Halle (Saale) - Im fernen Ahrenshoop machte Cornelia Demuth am Freitag „drei Kreuze“. Am vorletzten Tag ihres Ostsee-Urlaubs war die letzte Verpflichtung eingetütet. „Sie passt in unseren Masterplan“, sagte die Managerin der SV Halle Lions und meinte Emiliya Yancheva. Die erfahrene Bulgarin ist die zehnte Spielerin im Kader für die kommende Saison in der Basketball-Bundesliga der Damen.
Erst am Dienstag gab es Kontakt zum Agenten der baumlangen Nationalspielerin. „Da gingen die Verhandlungen innerhalb von 24 Stunden über die Bühne - überraschend schnell“, freute sich Trainer René Spandauw, der mittags mit den Lions-Mitarbeitern bei einem kleinen Essen beisammensaß. Um 14.30 Uhr sollte Yancheva einfliegen.
Deren neue Mitspielerinnen erkunden derweil Halle schon seit einigen Tagen und schickten via Facebook Bildergrüße mit sich und Händel vom Markt oder aus der neuen Wohnung. Der Coach wird seine Mannschaft am Samstagvormittag erstmals in der Erdgas Arena versammeln und ein Beschnupper-Training absolvieren. Was das Team, das er sich da zusammengestellt hat - wirklich kann, mag er vorab nicht beurteilen. Denn er ist - aus seiner Erfahrung heraus - vorsichtig: „Natürlich habe ich ein gutes Gefühl und bin überzeugt, dass das Team Potenzial hat. Aber wir müssen erst einmal schauen, ob es passt“, sagt Spandauw und gibt auch eine Reißleinen-Option preis: „Alle Spielerinnen haben auch Probezeiten in den Verträgen.“
Heißt: Wenn sie sportlich die Erwartungen nicht erfüllen, wenn sie sich nicht ins Team integrieren, die Trainingsbelastung nicht schaffen oder vielleicht auch vom Heimweh geplagt mit den Lebensumständen in Halle nicht klarkommen, dann gibt es die Möglichkeit der Trennung. Fragezeichen stehen vor allem hinter den US-Girls, die allesamt frisch vom College kommen. Ihre Statistiken sind top, die Videos zeigen unglaubliches Basketball-Talent. Aber sie haben eben keine Europa-Erfahrung.
Vieles ist bislang nicht einschätzbar. Wenn es doch mit jemandem nicht passen sollte, ginge die Spieler-Suche erneut los. „Und wenn jetzt noch irgendwo eine vom Laster fällt und zum Nulltarif bei uns spielen möchte, dann nehme ich sie auch“, scherzt René Spandauw.
Die gute Laune begleitete ihn in der Phase der Kaderzusammenstellung nicht immer. Schließlich gab es auch ein paar Absagen, Verletzungen und im Nachhinein zweifelhafte Gespräche. So sagte ihm eine Engländerin im letzten Moment und ohne Vorwarnung noch ab und ging lieber nach Spanien. Dabei hatte sie bei den Lions schon eine Trikotnummer mit ihm ausgewählt. Dann durchkreuzte das gerissene Kreuzband von Noémie Rouault die Hochrechnung. Auch eine Holländerin, deren Verpflichtung beinahe fix war, verletzte sich kurz vor der Unterschrift. Und Kayla Tetschlag, Spandauws Wunschspielerin aus seinem alten Saarlouis-Team, sagte ihm ab, weil sie in den USA eine Co-Trainer-Stelle bekommen hatte.
Für die jetzige Lions-Mannschaft stehen nun erst einmal sechs Wochen Training an - mit zahlreichen Testspielen. „Nach dieser Zeit können wir uns gern über ein Saisonziel unterhalten“, sagt René Spandauw noch ganz defensiv. Er ist sich nur sicher: „Die Bundesliga wird stärker sein als in den letzten Jahren. Die Vereine haben viel Qualität verpflichtet - die neue Ausländerregel macht es möglich.“ Künftig muss unter fünf Spielerinnen auf dem Parkett nämlich nur eine Deutsche sein - bisher waren zwei Pflicht.
Alles aktuell kein wirkliches Thema. Bei den Lions muss man sich ja erst einmal beschnuppern. Dafür ist am Sonntag bei der Firma Papenburg auch eine kleine interne „Come-Together-Party“ geplant. Am Montag können sich die Fans dann erstmals ein Bild von den Löwinnen des Jahrgangs machen. „Das Wichtigste ist nun, die Spielerinnen zusammenzubringen - und es muss wieder Feuer reinkommen“, wünscht sich Cornelia Demuth. Sie hat „vollstes Vertrauen in René Spandauw, dass er das mit seiner ganzen Erfahrung hinbekommt“. (mz)
Öffentliches Training am Montag, 20 Uhr, Erdgas Arena