1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. 1. FC Magdeburg
  6. >
  7. Tod von Hannes S. war trauriger Höhepunkt: Tod von Hannes S. war trauriger Höhepunkt: Fälle von Fangewalt nehmen massiv zu

Tod von Hannes S. war trauriger Höhepunkt Tod von Hannes S. war trauriger Höhepunkt: Fälle von Fangewalt nehmen massiv zu

Von Jan Schumann und Daniel George 14.10.2016, 08:35
Der Drittligist 1. FC Magdeburg trauert um den verstorbenen Fan Hannes S.
Der Drittligist 1. FC Magdeburg trauert um den verstorbenen Fan Hannes S. Screenshot Facebook 1. FC Magdeburg

Halle (Saale) - In Sachsen-Anhalt sind gewaltbereite Fußballfans zu einem wachsenden Problem für die öffentliche Sicherheit geworden.

Laut  Landeskriminalamt (LKA) wurden allein in der abgelaufenen  Saison 2015/16 im Land 92 Menschen am Rande von Fußballspielen verletzt, darunter 46 Polizisten. Damit verdoppelte sich die Zahl der Körperverletzungen beinahe im Vergleich zur Vorsaison. 2014/15 hatte  das LKA 49 Körperverletzungen gezählt, im Jahr zuvor  42.  Der erste bekannt gewordene Todesfall  hatte am Mittwoch bundesweit  Bestürzung ausgelöst.Hannes S., Fan des  1. FC Magdeburg, war  an diesem Tag seinen  Kopfverletzungen erlegen.

Brisant ist der Fall, weil der Verdacht im Raum steht, dass S. von Anhängern des Halleschen FC in den Tod getrieben wurde. Nach einer Auseinandersetzung in einem fahrenden Zug war er aus dem  Wagen gestürzt. Die Ermittlungen der Polizei laufen derzeit.

Sicherheitskonferenz vor dem Duell FCM gegen HFC

Die Gewerkschaft der Polizei  spricht von einer „deutlichen Steigerung des Gewaltpotenzials“ im vergangenen Jahr. „Wir sind  noch bei der Ursachenforschung“, sagte Vorsitzender Uwe Petermann. Klar ist: Der Anstieg  fiel 2015/2016 zusammen mit einer besonderen Situation in der 3. Bundesliga: acht Ostklubs, 56 Derbys, alle unter strenger Beobachtung der Polizei. Diese Erklärung zieht  das Magdeburger Innenministerium  heran. Allein in Sachsen-Anhalt gab es elf Hochsicherheitsspiele - in der Regel werden dann knapp 1.000 Polizisten mobilisiert.

Gewerkschafts-Chef Petermann sagte, er erwarte  von beiden Clubs und Fanvereinigungen, „dass es nun Ansprachen gibt, der Kontakt zu gewaltbereiten Störern gesucht wird.“ Fast zeitgleich kündigte HFC-Präsident Michael Schädlich am Mittwoch eine Sicherheitskonferenz  im Vorfeld des anstehenden Ligaspiels der  Rivalen an.

In Halle und Magdeburg gebe es jeweils ein Potenzial von rund 100 „Hardcore-Straftätern“, denen es um Gewalt statt Sport gehe, sagte Petermann. „Hier muss endlich erreicht werden, dass ein Spalt zwischen denen und dem Rest der Fanszene getrieben wird.“

Auch der DFB sei  in der Pflicht, langfristig für  Deeskalation zu sorgen. „Meine Meinung ist, es müsste viel öfter Spielabbrüche geben, wenn Fans im Stadion  Pyrotechnik zünden oder Gegenstände aufs Spielfeld werfen“, so Petermann.

„Wir haben an Hannes gedacht“

Die alte Debatte darüber, ob sich Fußballvereine künftig an  Polizeieinsätzen finanziell beteiligen sollen, ist in Sachsen-Anhalt hingegen versandet. Eine solche Regelung sei schon juristisch nicht umsetzbar, heißt es übereinstimmend aus  Innenministerium und  Polizeigewerkschaft.

Doch dies interessiert die direkt Betroffenen nur am Rand. Noch am Mittwochabend hatte sich der Großteil der Mannschaft  des 1. FC Magdeburg  zum Gedenken an Hannes S. vor dem Nordeingang des  Stadions versammelt. „Wir haben an Hannes gedacht“, erklärte Abwehrspieler Felix Schiller am Donnerstag. „In dieser Situation können wir den Angehörigen nur unser tiefstes Beileid aussprechen. Jetzt muss unsere Familie, jetzt muss unser Verein noch enger zusammenrücken.“

FCM-Trainer Jens Härtel erklärte: „Unsere Gedanken sind bei der Familie und den Freunden. Die Mannschaft und das Trainerteam ist tief betroffen. Das ist eine schwere Situation.“  (mz)