Trainerverschleiß und Erfolglosigkeit 1. FC Magdeburg: Kritik an FCM-Führungspersonal wird lauter

Novo Sancti Petri - Als Fußballprofi hat Maik Franz gern ausgeteilt. Der ehemalige Verteidiger wurde aufgrund seiner resoluten Spielweise „Iron Maik“ genannt. Konsequenz und Entschlossenheit zeigt der 38-Jährige auch in seiner jetzigen Funktion als Sportlicher Leiter von Drittligist 1. FC Magdeburg.
Kurz vor Weihnachten trennte sich der Club nach nur einem halben Jahr von Stefan Krämer - der dritte Trainerwechsel beim FCM innerhalb von 14 Monaten. „Es geht immer nur um den Erfolg des 1. FC Magdeburg. Wenn unsere Erwartungen also nicht erfüllt werden, wenn wir die Entwicklungsziele gefährdet sehen, müssen wir konsequent handeln – egal, wie unangenehm es dann ist“, sagte Franz im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur während des FCM-Trainingslagers in Spanien.
Nach dem verletzungsbedingten Karriereende 2015 absolvierte Franz neben seinem Studium ein Praktikum beim FCM und war zunächst Assistent von Geschäftsführer Mario Kallnik. „Mein Aufgabenfeld hat sich danach immer mehr erweitert. Bei dem Verein, bei dem man als Spieler den Schritt in den Männerbereich geschafft hat, seine ersten Erfahrungen als sportlicher Leiter zu sammeln, ist etwas Besonderes“, meinte Franz.
Kritik-Banner: FCM-Fans nehmen Vereinsführung in die Pflicht
Seit Mai 2018 lenkt er die sportlichen Geschicke in Magdeburg: „Ob ich meine Berufung in der Funktion gefunden habe, kann ich wahrscheinlich erst in ein paar Jahren sagen. Der Job macht mir auf jeden Fall viel Spaß und ist extrem aufregend. Man lernt jeden Tag dazu, ständig passieren neue Dinge.“
Seit ein paar Wochen spürt der ehemalige Profi, der für den VfL Wolfsburg, den Karlsruher SC, Eintracht Frankfurt und Hertha BSC 192 Bundesligaspiele absolvierte, erstmals auch Gegenwind. Die Entscheidung der Krämer-Trennung kam im Magdeburger Umfeld nicht überall gut an. Die Ultra-Fans des FCM hatten bei einem Hallenturnier Anfang Januar auf einem großen Banner ihr Unverständnis zum Ausdruck gebracht: „Die Zeit des Versteckens ist vorbei! Leistungsprinzip auch für die sportliche Leitung!“
Franz kann den Unmut der Anhänger teilweise sogar nachvollziehen. „Dass unsere Entscheidung keine Jubelschreie auslöst, ist uns durchaus bewusst. Innerhalb von sechs Monaten einen Trainer zu entlassen, ist nicht gut für den Verein und auch nicht gut für uns Verantwortliche. Da bin ich auch selbstkritisch genug. Das Leistungsprinzip gilt natürlich für alle, aber das war vom ersten Tag an so, seitdem ich hier tätig bin“, erklärte Franz und fügte hinzu: „Wir hätten es uns aber auch einfach machen können: Wir landen am Saisonende auf einem einstelligen Tabellenplatz und sind alle glücklich. So ticken wir aber nicht.“
Von der Notwendigkeit und dem Zeitpunkt der Entscheidung ist er deshalb auch weiterhin überzeugt. Es wäre Krämer zwar nicht gerecht, ihm die alleinige Schuld für die Berg- und Talfahrt zu geben, „aber bestimmte Punkte haben sich nicht so entwickelt, wie wir uns das erhofft haben. Letztendlich haben wir unser Ziel, so schnell wie möglich in die 2. Liga zurückzukehren, als gefährdet angesehen“, meinte der Sportliche Leiter.
Unter Trainer Wollitz wird es beim FCM deutlich lauter
In Wollitz hat Franz einen völlig anderen Trainertypen als Krämer verpflichtet. Das wurde schon nach wenigen Tagen im Trainingslager sicht- und vor allem hörbar. Wollitz griff häufig lautstark während der Übungseinheiten ein. „Ich möchte erfolgreichen Fußball spielen, da geht es nicht um Systeme oder Namen. Der Verein möchte schnellstmöglich zurück und da haben alle eine Verantwortung“, hatte Wollitz bei seiner Vorstellung gesagt.
Der ehemalige Chefcoach des FC Energie Cottbus soll in den Spielern des Tabellenzwölften mehr Leidenschaft entfachen. Das Wellental des FCM in der ersten Saisonhälfte sei laut Franz „auch eine Frage von Mentalität“ gewesen. „Wir erhoffen uns absolute Konsequenz und dass er junge Spieler weiterentwickelt. Er hat in Cottbus nach dem Abstieg mit einer extrem jungen Mannschaft einen guten Job gemacht. Ich wusste, wie er arbeitet und wie er tickt“, sagte Magdeburgs Sportdirektor.
Franz, Kallnik, Wollitz: Viel Spannungs-Potenzial beim FCM
In Franz, Kallnik und nun auch noch Wollitz stehen inzwischen drei meinungsstarke Männer beim FCM in der Verantwortung. Dass es in dieser Konstellation zu Spannungen kommen kam, hält Franz für weniger problematisch. Im Gegenteil: „Es ist sogar gut, wenn es intern mal unterschiedliche Meinungen gibt, denn Reibung erzeugt Energie. Es ist definitiv nicht so, dass wir drei uns nur in den Armen liegen und sagen, wie toll wir sind.“
Franz, der schon auf dem Platz als Verteidiger die offene Auseinandersetzung mochte, scheut sie auch nicht als Sportchef: „Wir haben es bisher immer so gehandhabt, mit offenem Visier sachlich zu diskutieren. So wird es auch mit Pele Wollitz ablaufen. Wenn man unterschiedlicher Meinung ist, sollte man einen Mittelweg finden. Der wird dann aber auch konsequent von allen Beteiligten gegangen.“ (dpa)