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HFC-Podcast „Chemie kennt keine Liga“ Folge 27 - Klartext von Robert Marien: „Der Verein weiß manchmal gar nicht, was in ihm steckt.“

Obwohl er auch höherklassig hätte einsteigen können, heuerte Robert Marien beim Halleschen FC als Kaufmännischer Leiter an. Im MZ-Podcast „Chemie kennt keine Liga“ erzählt der 44-Jährige, warum ihn diese „schwierige Aufgabe“ gereizt hat. Außerdem berichtet Marien über seine Jugend, seine Zeit als Chef von Hansa Rostock und was er mit dem HFC noch vorhat.

Von Fabian Wölfling und Julius Lukas Aktualisiert: 02.09.2025, 14:37
Chemie kennt keine Liga - der HFC-Podcast der Mitteldeutschen Zeitung.
Chemie kennt keine Liga - der HFC-Podcast der Mitteldeutschen Zeitung. (Grafik/Foto: Tobias Büttner/Volker Ballasch)

Halle/MZ. - Robert Marien verantwortet als Kaufmännischer Leiter die Bereiche Finanzen, Marketing, Vertrieb, Ticketing, Organisation und Verwaltung des HFC, leitet zudem die Geschäftsstelle. Kurz: Alles, was beim Fußball-Regionalligisten nicht mit dem Sportlichen zu tun hat, liegt in den Händen des 44-Jährigen.

Nach acht Jahren als Vereinschef von Hansa Rostock ist Marien seit Sommer beim HFC-Finanzchef. Im MZ-Podcast „Chemie kennt keine Liga“ hat sich der gebürtige Mecklenburger über eine Stunde Zeit genommen, um über seinen Lebensweg, die oft turbulente Zeit bei Hansa und die vielen Herausforderungen beim HFC zu sprechen.

Robert Marien über…

… den zerplatzten Traum vom Profifußball: „Ich habe in Güstrow in der höchsten Liga gespielt. In der A-Jugend wurden die größten Talente aus Mecklenburg bei Hansa Rostock zusammengezogen. Im Dorf warst du König, da habe ich gesehen, wie die anderen spielen. Mir war klar, den Weg, den du gegangen bist, für den du viel Zeit geopfert hast, der wird nicht erfolgreich sein. Ich bin in ein Loch gefallen, damit aber ganz gut umgegangen.“

… seinen rasanten Aufstieg zum Vorstandsvorsitzenden von Hansa mit 35 Jahren: „Die Situation 2015 war dramatisch. Es gab so viele Krisen, dass kein anderer mehr da war. Meine Ernennung war nicht das Ergebnis eines riesigen Auswahlprozesses. Rolf Elgeti, der strategische Partner, hat mich angerufen und gesagt: Sie müssen. Daraus sind acht Jahre Vorstandsvorsitzender geworden.“

… seinen Weg zum HFC: „Ich habe meinen Hut beim HFC reingeschmissen, war aber auch mit zwei anderen, höherklassigen Vereinen im Gespräch. Es kam schnell ein Anruf, ich bin hergefahren, habe mich mit dem HFC beschäftigt. Meine Frau hat dann eine große Rolle gespielt, sie ist aus Sachsen-Anhalt. Außerdem war die Frage, ob ich eher ein ruhiges Projekt will, oder ein schwieriges Projekt, einen Verein, den ich richtig nach vorn bringen kann. Da war Halle das beste Projekt.“

… sein Bild vom HFC: „Der Verein weiß manchmal gar nicht, was in ihm steckt. Er macht sich viel, viel kleiner, als er ist. Der HFC hat viele Komponenten, um zumindest um den fünften Platz im Osten zu spielen.“

… Unterschiede zwischen Hansa und HFC: „Die Situation ist dahingehend gleich, dass Hansa damals auch in einem Tal war. Aber es gibt viele strukturelle Unterschiede. Das fängt schon mit der Satzung an. Im Profifußball müsste die anders aufgestellt sein, du kannst einen Profiverein nicht aus dem Ehrenamt heraus leiten, das ist eine Zeitfrage. Das hat der Vorstand erkannt, indem er einen Sportlichen und jetzt auch einen Kaufmännischen Leiter geholt hat, also das gemacht hat, was laut Satzung aktuell möglich ist.“

… den Ist-Zustand: „Die finanzielle Situation ist schwierig. Wenn du fünf Jahre lang gegen den Abstieg spielst, bist du nur im Überlebensmodus und das kostet Geld. Dann steigst du ab und verlierst alle Strukturen. Im sportlichen Bereich ist das noch einfacher zu reparieren. Aber das Sponsorennetzwerk, die Ticketing-Systeme, das Veranstaltungsmanagement hat extrem gelitten. Wir müssen Prozesse und Strukturen neu aufbauen, die Quantität und Qualität der Mitarbeiter aufstocken.“

… seine hohe Erwartungshaltung an Mitarbeiter: „Das ist bei mir einfach so. Markus Lange, verantwortlich für das Merchandising, schickt mir nach jedem Spieltag die Zahlen. Ich habe noch nie gesagt, dass es reicht. Nach dem DFB-Pokal-Spiel gegen Augsburg hatten wir einen Rekord, was den Umsatz an einem Spieltag angeht. Aber es haben 125 Euro zu einer magischen Marke gefehlt. Da habe ich gedacht, er will mich veralbern. Der Hunger nach mehr, macht den Sport aus. Diese Gier muss es auch in der Geschäftsstelle geben. Das bedeutet aber nicht, dass man einfach fünf Euro auf den Preis eines Schals draufschmeißt. Das wird nicht funktionieren. Die Gemeinschaft muss wachsen, der Anspruch muss sein, dass das Stadion immer voll ist.

… die Notwendigkeit des Aufstiegs: „Die Gesundung des Vereins kann in der dritten Liga deutlich schneller gelingen, in der Regionalliga kann man nur Basisarbeit leisten. Vom Druck, zu sagen, wir müssen in diesem Jahr aufsteigen, halte ich dennoch nichts. Wir müssen uns das Stück für Stück erarbeiten.“

… den Start des lange angekündigten Online-Fanshops: „Wir sind in den letzten Zügen. Noch im September können Trikots online bestellt werden.“