Massive Schäden Marode Brücken in Magdeburg: „Verkehrsinfarkt“ befürchtet
In der Magdeburger Innenstadt drohen weiter massive Verkehrsbehinderungen. An zwei Brücken des zentralen Rings sind bei Untersuchungen große Schäden festgestellt worden. Sie werden abgerissen.

Magdeburg - Auf einer zentralen Verkehrsachse in der Magdeburger Innenstadt müssen zwei weitere Brücken wegen massiver Schäden abgerissen werden. Bereits am Donnerstagnachmittag sollen beide Brücken gesperrt werden, um mit den Vorbereitungen zu beginnen, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos). „Niemand weiß, wie lange die Brücken den Zustand halten, wann sie einstürzen, ob sie einstürzen.“
Man habe keinen Handlungsspielraum, sagte der Beigeordnete für Stadtentwicklung, Jörg Rehbaum. „Beide Brücken sind nicht mehr zu halten.“ Es sei Gefahr im Verzug gewesen. Der Verkehr wurde bereits eingeschränkt und das Tempo auf 30 km/h beschränkt.
In den Brücken wurde nach Angaben der Stadt der gleiche Spannstahl verbaut, wie er auch in der Dresdner Carolabrücke verwendet worden war. Die Brücke über die Elbe war im vergangenen Jahr eingestürzt. Zunächst sei die Stadtverwaltung Magdeburg nach ersten Prüfungen davon ausgegangen, dass ein Abriss noch drei bis fünf Jahren Zeit haben könnte, sagte Rehbaum. Es seien insgesamt fast 180 Proben aus den Brücken entnommen und im Labor untersucht worden.
„Herzstück einer Spannbetonbrücke“
Vier externe Gutachter seien konsultiert worden, betonte der Beigeordnete. Das Bild sei dabei eindeutig gewesen. „Die Spannstähle sind das Herzstück einer Spannbetonbrücke“, sagte der von der Stadt beauftragte Ingenieur Helmut Gnade. „Sie bestimmen nahezu die gesamte Tragfähigkeit.“ Beprobungen seien sehr aufwendig. Sie schädigten das Bauwerk und würden die Tragfähigkeit schwächen, daher werde das nur sehr zurückhaltend eingesetzt.
Die beiden Brücken gehören zu einem der wichtigsten Verkehrswege in der Landeshauptstadt, dem Magdeburger Ring. Die Straße ist eine Verbindungsstraße zwischen den Autobahnen 2 und 14 und eine der Haupteinfallsstraßen für den Verkehr in die Innenstadt. Die Bauwerke sind nach Angaben der Stadt älter als 50 Jahre. Eine der Brücken ist 154 Meter lang, die andere etwa 26 Meter.
„Wir hätten schneller handeln müssen“
„Wir hätten schneller handeln müssen“, sagte Stadtbeigeordneter Rehbaum. „Damit meine ich alle in Deutschland.“ Linke und AfD sprechen in Mitteilungen von einem „Verkehrsinfarkt“ für Magdeburg.
Die Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag, Eva von Angern, forderte eine Investitionsoffensive für die öffentliche Infrastruktur. „Die derzeitige Situation in ein Albtraum für die Menschen in Magdeburg und für alle, die nach Magdeburg fahren.“ Es räche sich, dass Bund und Land die Infrastruktur sträflich vernachlässigt hätten und die Kommunen seit langem finanziell mit dem Rücken zur Wand stünden. Die marode Infrastruktur sei ein Symbol für eine Politik der Vernachlässigung, teilte die AfD mit.
Die neue Situation stelle die Landeshauptstadt vor noch größere finanzielle Herausforderungen, sagte Oberbürgermeisterin Borris. Die Kosten für Abriss, Provisorien und Neubau könnten nur mit Unterstützung von Bund und Land gestemmt werden. Man habe diesbezüglich bereits Gespräche aufgenommen.
Auch weitere Brücken und Wege mit Problemen
Es ist nicht das erste Problem dieser Art: Bereits im April musste eine Brücke des Rings am Hauptbahnhof gesperrt werden. Sie wurde in der Zwischenzeit schon abgerissen. Auch eine Fußgänger- und Fahrradbrücke am Schleinufer an der Elbe musste in diesem Jahr wegen Schäden entfernt werden. Aktuell ist zudem ein Stück der Elbpromenade mit dem Elberadweg in der Stadt gesperrt, weil auch dort Schäden aufgetreten waren und Lebensgefahr bestehe, teilte die Stadt mit.
Aufgrund der Sperrungen komme es zu umfangreichen Umleitungen in der Innenstadt und für Pendler, sagte Rehbaum. Auch Busse und Straßenbahnen müssen umgeleitet werden. Erschwerend komme hinzu, dass in der kommenden Woche die Sommerferien zu Ende gehen, sagte die Geschäftsführerin der Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB), Birgit Münster-Rendel.