Studienförderung Studenten warten immer noch Monate auf Bafög - Zahlen sinken
Das Thüringer Bafög-System steckt seit langem in der Krise. Nun gibt es neue Zahlen - und eine ernüchternde Bilanz.

Erfurt - Die Zahl der Bafög-Empfänger in Thüringen ist erstmals seit Jahren rückläufig - und bei der Auszahlung gibt es noch immer Probleme. Vergangenes Jahr erhielten rund 23.500 Menschen in Thüringen die Förderung und damit 7,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Landesamt mitteilte. Vier von fünf Bafög-Empfängern studiert, der Rest ist noch an der Schule.
Zuvor hatte es nach einem Tiefpunkt im Jahr 2019 jahrelang einen Anstieg gegeben. Damals hatte die IU Internationale Hochschule ihren Sitz nach Thüringen verlegt. Die Hochschule wächst seither rasant, inzwischen sind dort über 100.000 Studierende in ganz Deutschland eingeschrieben. Dadurch legt auch die Zahl der Studierenden in Thüringen seit Jahren zu.
Immer noch monatelange Wartezeiten
Seit längerem gibt es Kritik und Studentenproteste wegen langer Bearbeitungszeiten für Bafög-Anträge in Thüringen. Das Studierendenwerk Thüringen nennt die Wartezeiten „unerträglich“. Es sei unter anderem mehr Personal eingestellt worden und Unterlagen könnten inzwischen komplett digital verarbeitet werden, hieß es Ende Juni.
Laut einer Sprecherin der Konferenz Thüringer Studierendenschaften (KTS) hat sich die Situation aber noch nicht wirklich verbessert. „Es kommt immer noch zu sehr, sehr langen Wartezeiten“, sagt sie. Sie kenne Menschen, die seit acht oder neun Monaten auf ihr Bafög warteten.
Inzwischen sei das Problem zwar bei den Hochschulrektoren und dem Wissenschaftsministerium angekommen. Sie habe aber den Eindruck, dass dort bisher nicht der Ernst der Lage erkannt worden sei: „Es geht hier um Lebensexistenzen: Leute, die ihr Studium abbrechen, weil sie das Bafög nicht bekommen und in eine finanzielle Krise stürzen.“
Weniger Anträge, aber mehr Studenten
Nach Zahlen des Studierendenwerks wurden im vergangenen Jahr mit 22.303 etwas weniger Bafög-Anträge von Studierenden gestellt als noch 2023 - damals waren es 22.913 gewesen. Seit 2019 hätten sich die Bafög-Antragszahlen in Thüringen verdoppelt, hieß es vom Studierendenwerk. Das sei vor allem auf Anträge von IU-Studierenden zurückzuführen.
Dass das Interesse am Bafög zurückgeht, führt die KTS-Sprecherin nur zum Teil auf die Bearbeitungszeiten zurück. Viele Studierende fielen auch aus den Bafög-Sätzen heraus oder hätten Probleme, alle Daten und Unterlagen für einen Antrag vorzulegen.