Handelspolitik Umfrage: Zoll-Deal macht Unternehmen in Hannover neue Sorgen
Aufatmen? Von wegen: Laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer sorgt der Handelsdeal mit den USA bei vielen Unternehmen für mehr Sorgen - auch in Niedersachsen.

Hannover - Unternehmen in Niedersachsen reagieren mit Sorge auf den jüngsten Zoll-Deal mit den USA. Das geht aus einer Blitz-Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hannover unter 122 exportorientierten Unternehmen im größten IHK-Bezirk des Bundeslandes hervor. Mehr als 70 Prozent der befragten Betriebe erwarten demnach zusätzliche Belastungen durch die Zoll-Einigung, wie die Kammer in Hannover mitteilte.
„Die Einigung im Zollstreit fordert ihren Preis und ist für viele Exportunternehmen aus der Region mit einer höheren zusätzlichen Belastung verbunden.“, sagte Mirko-Daniel Hoppe, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Hannover. „Faktisch haben wir künftig eine deutliche Verschlechterung der Handelsbedingungen.“
Die EU und die USA hatten im Zollstreit im Juli nach langem Ringen eine Einigung erzielt. Das Abkommen zwischen US-Präsident Donald Trump und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht einen Zollsatz in Höhe von 15 Prozent für die meisten EU-Importe in die USA vor. Gelten sollte das ursprünglich bereits ab 1. August, der Termin wurde von den USA aber kurz zuvor noch einmal verschoben. Als neuer Starttermin steht Donnerstag, der 7. August.
90 Prozent wollen Preise in USA erhöhen
Fast 90 Prozent der von der IHK Hannover befragten Unternehmen kündigten den Angaben zufolge bereits an, die Zollkosten ganz oder teilweise an ihre US-Kunden weitergeben zu wollen. Rund 60 Prozent wollen die Zölle direkt weitergeben, weitere 27 Prozent planen dies zumindest anteilig.
Besonders betroffen sind der Umfrage zufolge die Bereiche Maschinenbau, Metallindustrie, Chemie und Kunststoffe, Elektronik und die Fahrzeugindustrie. Bei Unternehmen mit direktem US-Geschäft würden sogar 90 Prozent mit negativen Auswirkungen rechnen. Der Reifenhersteller Continental aus Hannover hatte zuletzt angekündigt, wegen der Zölle mehr in den USA produzieren zu wollen. Bisher wird ein Teil der dort verkauften Reifen aus Europa importiert.
„Wichtig ist für die Betriebe jetzt zumindest eine ausreichende Planungssicherheit“, sagte Hoppe, „da derzeit auch noch nicht garantiert scheint, dass der Zoll-Kompromiss Bestand hat.“ Die EU-Kommission sei in den kommenden Wochen gefordert, weiter zu verhandeln mit dem Fokus auf Verlässlichkeit und wirtschaftliche Verbesserungen in einem freieren transatlantischen Handel“.