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Zukunftsinstitut Zukunftsinstitut: Wohnung wird Wellness-Oase und Home-Office

08.02.2006, 08:53
Denise (l) und Justin testen auf der internationale Möbelmesse «imm cologne» in Köln ein neuartiges Sitzmöbel von Rolf Benz, auf dem man sitzen, relaxen, schlafen und arbeiten kann (Foto: dpa)
Denise (l) und Justin testen auf der internationale Möbelmesse «imm cologne» in Köln ein neuartiges Sitzmöbel von Rolf Benz, auf dem man sitzen, relaxen, schlafen und arbeiten kann (Foto: dpa) dpa

Köln/dpa. - Wohnstube, Schlafzimmer und Küche - das scheintpassé: Die Wohnräume der Zukunft heißen «Wellness», «Entertainment»oder «work@home». Das zumindest besagt eine Studie desZukunftsinstituts in Kelkheim (Hessen), gegründet von Trendforscher Matthias Horx. «Die klassische Raumaufteilung in drei bis vier Zimmerwird es nicht mehr geben», sagt Harry Gatterer, einer der Autoren derStudie. «Was einmal trautes Heim war, wird in Zukunft zu einem Ortvielfältiger Anforderungen und Bedürfnisse.» Die Wohnung werde zueinem Rückzugsraum und einem Ort der Selbstverwirklichung.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat sich die Wohnflächein Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten deutlich vergrößert:Sie stieg von 1968 bis 2002 um rund 70 Prozent auf mehr als 40Quadratmeter pro Person. «Der Trend zu mehr Wohnraum wird sich inZukunft fortsetzen», prognostiziert Gatterer. Allerdings sei dasZuhause künftig nicht nur privater Rückzugsraum, sondern werde nochstärker als Arbeitsplatz genutzt. «Tele- und Home-Office-Arbeit wirdin den nächsten Jahren weiter zunehmen», sagt Gatterer.

Doch auch Orte der Entspannung werde es geben: Meditation undMalen werden nach Ansicht des Trendforschers einen festen Platz inder Wohnung der Zukunft erhalten. «Neben Wellness-Oasen wird es Räumefür die Sinnsuche geben, in denen sich die Bewohner der Muße hingebenkönnen und ihre Sinne entlasten», sagt er. Auch bei der Gartenarbeitauf Balkon und Terrasse werden die Menschen ihre Kreativität ausleben- ein Trend, der sich laut Gatterer schon seit einigen Jahrenabzeichnet.

«Wir haben immer häufiger fließende, offene Grundrisse undsprechen eher von Zonen als von Räumen», sagt Birgit Schwarzkopf. DieLandesvorsitzende des Bundes Deutscher Innenarchitekten in Nordrhein-Westfalen (BDIA) beobachtet wie Gatterer eine Auflösungtraditioneller Wohnräume.

Allabendliche Treffs mit Freunden auf der Wohnzimmercouch gehörenoffenbar der Vergangenheit an. «Die Küche dient immer häufiger alsKommunikationszentrum», sagt Schwarzkopf. Selbst Menschen mit wenigKochleidenschaft investierten häufig in große Küchen, die zunehmendauch repräsentative Aufgaben erfüllten. «Die Gastronomie ist teurergeworden, die Arbeitszeiten haben sich verlagert und oftmals bleibtnur noch gemeinsame Zeit beim Essen», erklärt die Innenarchitektin.

Ausgedient hat dagegen wahrscheinlich das klassischeArbeitszimmer. «Dank drahtloser Datenübertragung kann ich mit demLaptop auf der Terrasse oder am Küchentisch arbeiten», schildertSchwarzkopf. Wegen der wachsenden Mobilität der Menschen seiinsgesamt ein Trend zu mobilen Einzelmöbeln zu beobachten: «DieSchrankwand hat ausgedient.»

Dieser Entwicklung trägt auch die Möbelindustrie Rechnung. Gefragtseien leichte Multimedia-Möbel und Sitzkissen statt klobigerPolstermöbel, sagt Ursula Geismann vom Verband der DeutschenMöbelindustrie (VDM). «Die Wucht und Überfüllung in den Wohnzimmernlässt deutlich nach», bestätigt sie. Dem Bedürfnis nach Mobilitätkämen auch Sideboards und Kommoden entgegen, die in ihrer Breiteveränderbar sind, oder mobile Küchen mit Rollen statt Füßen.

«Das Zuhause wird wieder wichtiger», stimmt InnenarchitektinSchwarzkopf dem Trendforscher Gatterer zu. Und der hat dafür aucheine Erklärung: Das gewachsene Bedürfnis der Menschen nachSicherheit.