1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Zu Unrecht im Gefängnis: Zu Unrecht im Gefängnis: Unschuldige bekommen 25 Millionen Dollar Entschädigung

Zu Unrecht im Gefängnis Zu Unrecht im Gefängnis: Unschuldige bekommen 25 Millionen Dollar Entschädigung

20.01.2016, 13:36

Los Angeles/Köln - Bruce Lisker und Kash Register sind zwei weitere Opfer unfassbarer „Justizirrtümer“ aus den USA. Jetzt wurde beiden Männern wenigstens ein wenig Gerechtigkeit zuteil. Beide bekommen eine Haftentschädigung in Millionenhöhe.

Bruce Lisker

Bruce Lisker ist 17 Jahre alt, als er 1983 wegen Mordes an seiner eigenen Mutter verurteilt wird. Falsche Beweise der Staatsanwaltschaft und Falschaussagen der Polizei brachten ihn für 26 Jahre hinter Gittern.

Rückblick: Bruce Lesker hat als Jugendlicher bereits etliche Erfarhungen mit Drogen gesammelt und hat Schwierigkeiten mit seiner Mutter Dorka. Er lebt in einer Wohnung nahe dem dem Haus seiner Mutter in Sherman Oaks. Als er sie eines Tages besuchen will, öffnete niemand auf sein Klingeln. Nach einigen Minuten ist er verunsichert und geht zur Rückseite des Hauses. Er schaut durch ein Fenster und sieht die Füße seiner Mutter auf dem Boden. Durch ein weiteres Fenster kann er ihren Kopf sehen. Sie rührt sich nicht.

Daraufhin zerbricht er das Küchenfenster und klettert ins Haus. Er findet seine Mutter blutüberströmt und mit zwei Messern im Rücken. Er entfernt die Messer und ruft die Polizei.

Jahrzehnte später werfen Untersuchungen der L.A. Times Fragen auf: Ging es bei der Untersuchung zum Mordfall an Dorka Liska mit rechten Dingen zu?

Falsche Beweise und schlampige Polizeiarbeit

Ermittler des Los Angeles Police Department gaben damals an, dass bedingt durch das Wetter, Bruce Lisker unmöglich seine Mutter durch das Fenster habe sehen können. Noch dazu stellte sich heraus, dass die Staatsanwaltschaft bei der Gerichtsverhandlung falsche Beweismittel über Schuhabdrücke im und vor dem Haus vorgelegt hatte.

Ein anderer Tatverdächtiger, der zuvor bereits wegen versuchten Einbruchs vor Gericht stand, wurde gar nicht erst vernommen. Aufgrund dieser „Beweise“ wurde Bruce Lisker schließlich verurteilt.

2013 war es dann endlich soweit: Bruce Lisker wird die Freiheit zurückgegeben. 24 Jahre lang unschuldig inhaftiert, in drei verschiedenen Haftanstalten saß er. Unter anderem im berühmt-berüchtigten San Quentin State Prison.

Gestern gab es dann einen weiteren Triumph für ihn: Das Gericht sprach ihm eine „Entschädigung“ in Höhe von 7,6 Millionen Dollar zu. Eine lachhafte Summe für mehr als zwei Jahrzehnte im Gefängnis.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Der Fall Kash Register

Kash Register

Häftling Nr. C11693. 34 Jahre lang war das die „Identität“ von Kash Delano Register. Mehr als drei Jahrzehnte saß er unschuldig im Gefängnis, aufgrund einer falschen Zeugenaussage. Was unglaublich klingt, passiert in den USA häufiger als man denkt. Der Polizei von Los Angeles wird seit Jahren Rassismus und und strittige Ermittlungsmethoden vorgeworfen.

Die Beweislage gegen Kash Register war laut Gerichtsunterlagen gering. Weder stimmten die am Tatort gefundenen sieben Fingerabdrücke mit denen von Register überein, noch wurde je eine Tatwaffe gefunden. Lediglich die Aussage der damals 19-Jährigen Brenda Anderson gab dem Gericht Anlass, Register schuldig zu sprechen. 34 lange Jahre saß er daraufhin im Gefängnis, immer wieder beteuerte er seine Unschuld.

Falsche Zeugenaussage wird zum Verhängnis

Rückblick: Am 6. April 1979 wird der 78-Jährige Jack Sasson angeschossen und fünf Mal von einer Kugel getroffen. Drei Wochen später erliegt er den schweren Verletzungen.

Die Zeugin Brenda Anderson sagt zum Tathergang aus, sie habe Schüsse gehört und einen afroamerikanischen Mann vom Parkplatz des Opfers wegrennen sehen. Sie identifiziert den vermeintlichen Täter fatalerweise als Kash Register.

Jahrzehnte später, im Jahr 2011, stellt Sheila Vanderkam, die Schwester von Brenda Anderson fest, dass Register noch immer im Gefängnis saß. Sie geht zu Registers Anwalt und erzählt Erschreckendes: So habe sie zusammen mit ihrer Schwester bereits 1979 versucht, die Zeugenaussage zurückzunehmen. Der zuständige Police Officer wollte die Aussage jedoch nicht aufnehmen.

Freiheit und Haftentschädigung für Register

Die Dinge nehmen nun ihren Lauf: 2013 wird endlich das Gerichtsurteil aufgehoben. Kash Register ist wieder ein freier Mann. Weitere drei Jahre später bekommt er nun eine Entschädigung in Höhe von 16,7 Millionen Dollar. Angesichts der 34 verlorenen Lebensjahre im Gefängnis eine viel zu gering anmutende Summe.

Register selbst sagte bei seiner Freilassung, ihm seien „katastrophale Dinge passiert“. Aber er konnte nichts dagegen tun, also habe er die Umstände akzeptiert. Wut verspüre er keine. Er genießt mittlerweile sein Leben mit seiner Tochter, die kurz nach seiner Verhaftung zur Welt kam, und seinen Enkelkindern.