Kriegsgedenken Woidke zum Kriegsende: Tragödie in jedem ungelebten Leben
Vor 80 Jahren kapitulierte Nazi-Deutschland. Der Zweite Weltkrieg endete. Bei einer Gedenkveranstaltung findet Brandenburgs Ministerpräsident eindringliche Worte.

Brandenburg an der Havel - 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat Brandenburgs Ministerpräsident der Schrecken des Krieges und der Vernichtung der Leben von Millionen von Menschen gedacht. Die eigentliche Tragödie liege in den vielen Millionen Toten in den Konzentrationslagern und auf den Schlachtfeldern, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bei einer Gedenkveranstaltung im Paulikloster in Brandenburg an der Havel. „In jedem Leben, das nicht gelebt werden konnte.“
Woidke: „Bis hierhin und keinen Schritt weiter“
Zeitzeugengespräche der vergangenen Tage mit KZ-Überlebenden hätten ihn tief beeindruckt, führte Woidke aus. In die Augen von Menschen zu sehen, die die „Tötungsmaschinerie“ der Nazis miterlebt hätten, sei bewegend für ihn gewesen. Es gebe zig Gründe, sich gegen den ausbreitenden Rechtsextremismus zu kämpfen. Einer sei die Verantwortung gegenüber diesen Überlebenden. „Sie berichten von den schlimmsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann.“ Das Mindeste, was sie erwarten könnten, sei, dass wir sie in ihrem Einsatz unterstützen. Die Gesellschaft müsse „den neuen verkappten Nazis sagen: "Bis hierhin und keinen Schritt weiter"“.
Viele Tote hatten ganzes Leben noch vor sich
Für ihn gehöre auch der Umgang mit den Toten zu einem wesentlichen Bestandteil der Erinnerungskultur. Viele junge Menschen - die meisten noch nicht einmal 20 Jahre alt - hätten im Krieg ihr Leben gelassen. Soldaten, die in völlig sinnlose Kämpfe geschickt wurden, als der Krieg schon längst verloren war, ergänzte der Ministerpräsident. Krieg bringe nur Leid und Verzweiflung. „Der Tod macht keinen Unterschied und er kennt auch keine Nation.“
Am Ende seiner Rede betonte Woidke, wie wichtig die Erinnerung bleibe. Man müsse sich allen entgegenstellen, die bis heute nichts aus der Geschichte gelernt hätten. „Geschichte darf sich nicht wiederholen“, sagte er. „Die Toten mahnen uns.“
Liedtke: Können nicht einfach mit Gedenken abschließen
Der 8. Mai sei der Tag der Befreiung durch die Alliierten, sagte Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD). Heute vor 80 Jahren war die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten Geschichte. „Die Befreiung in den Herzen stand noch aus.“ Mehr als die Hälfte der Menschen möchten mit der NS-Geschichte abschließen. „Das geht nicht.“ Hunderttausende Menschen hätten in dem Krieg ihr Leben gelassen. Ihr Schicksal gehöre fest zu der Geschichte der Deutschen. Noch immer steckten im Brandenburger Boden die Leichen von Kriegstoten.
Der von Hitler-Deutschland entfesselte Zweite Weltkrieg forderte nach unterschiedlichen Schätzungen weltweit zwischen 50 und über 60 Millionen Todesopfer, die Mehrheit davon Zivilisten. Besonders schwer traf es die Sowjetunion mit rund 27 Millionen Toten. Deutschland verlor etwa 6,3 Millionen Menschen, darunter viele Soldaten.
Der Krieg endete in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht, die am 8. Mai 1945 in Kraft trat. Zuvor hatten britische und amerikanische Truppen vom Westen her und sowjetische Soldaten aus dem Osten in verlustreichen Kämpfen weite Teile Deutschlands besetzt. In den Reihen der Roten Armee kämpften auch viele Ukrainer.
Die Kapitulationsurkunde wurde zweimal unterzeichnet – einmal im französischen Reims und dann nochmals im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst. Da war es in Moskau schon nach Mitternacht, weshalb Russland den 9. Mai als Tag der Kapitulation ansieht.