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Frauenklöster Wohnen im Frauenkloster als attraktives Lebensmodell

15 Frauenklöster gibt es in Niedersachsen – das Lebensmodell in der Gemeinschaft zieht viele an. Mit dem Wechsel einiger Leitungen öffnen sich die abgeschiedenen Orte mehr als in früheren Zeiten.

Von Britta Körber (Text) und Philipp Schulze (Fotos), dpa 24.12.2025, 05:30
Äbtissin Angela Geschonke wohnt im Kloster Ebstorf. Kamen Äbtissinnen früher stets aus adeligem Hause, so ist das schon lange nicht mehr Bedingung. (Archivbild)
Äbtissin Angela Geschonke wohnt im Kloster Ebstorf. Kamen Äbtissinnen früher stets aus adeligem Hause, so ist das schon lange nicht mehr Bedingung. (Archivbild) Philipp Schulze/dpa

Ebstorf/Lüneburg/Hannover - Die trubelige Saison mit den touristischen Führungen ist vorbei, die Dreharbeiten der ARD-Serie „Rote Rosen“ beendet: Im Kloster Lüne wird es in der Weihnachtszeit merklich stiller. „Wenn man aus dem Stadtgetriebe kommt, hat man das Gefühl einer behutsamen Atmosphäre, aber im Sommer kommt man oft nicht zur Ruhe“, erzählt Äbtissin Amélie Gräfin zu Dohna. 

Die historische Anlage mit ihren Kunstschätzen ist vom 1. April bis 15. Oktober zur Besichtigung geöffnet und empfängt reichlich Besucher. „Die Führungen mache ich gern und freue mich, wenn die Gäste von unseren Teppichen im Museum begeistert sind. Sie sind um 1500 mit christlichen Motiven entstanden“. 

Die 63-jährige Gräfin zu Dohna ist die 47. Vorsteherin des Klosters bei Lüneburg. Vorher war sie Pastorin am Dom zu Bardowick. Anders als früher, als Äbtissinnen auf Lebenszeit gewählt wurden, endet das Amt in den 15 evangelischen Klöstern und Stiften Niedersachsens mit 70 Jahren.

Keine Miete, aber der Lebensunterhalt muss selbst bestritten werden

Mit ihr leben und teilen sich die Aufgaben neun Konventualinnen. In katholischen Klöstern sind das meistens Nonnen. Dreimal täglich werden die Glocken per Hand geläutet. Zudem übernimmt jede Frau weitere Aufgaben, etwa im Garten oder für die Internetseite. Die alten, kargen Zellen sind inzwischen unbewohnt, die Frauen zwischen 68 und 78 haben eigene Wohnungen. Miete zahlen sie nicht, ihren Lebensunterhalt bestreiten sie selbst.

Früher waren Klöster oft Zufluchtsorte für unverheiratete Frauen ohne Beruf. Viele lebten in Armut, die Klosterordnung war streng. Nach der Reformation änderte sich das Bild. Heute entscheiden sich Frauen häufig nach dem Berufsleben für ein Leben in christlicher Gemeinschaft. „Die Problematik ist, dass das zu wenige Frauen kennen“, erzählt Stephan Lüttich von der Klosterkammer Hannover. 

Insgesamt leben rund 100 Frauen in den evangelischen Klöstern. Die Klosterkammer trägt die Baulast, das Stiftungsvermögen stammt größtenteils aus ehemaligem evangelischen und katholischen Kirchen- und Klostervermögen. „Es waren und sind Lebensorte für selbstbewusste und gebildete Frauen“, heißt es in dem von der Klosterkammer herausgegebenen Buch „Evangelische Frauenklöster“.

Klöster wollen sich auch für Jüngere öffnen

Gräfin zu Dohna würde auch gern jüngere Frauen aufnehmen. „Ich glaube, dass das ein total attraktives Lebensmodell ist, das kann sehr gut mit Berufstätigkeit kombiniert werden.“ Jede lebe für sich, Freundschaften entstünden. Reibungen seien normal – auch das zeige Nähe. Es werde nur noch drei- statt früher siebenmal am Tag geläutet – Konsens ist aber das Einbringen in die christliche Gemeinschaft.

Auch Angela Geschonke, seit gut einem Jahr Äbtissin im Kloster Ebstorf im Landkreis Uelzen, zeigt sich offen für neue Modelle. „Wir müssen neu denken“, sagt sie. Neben ihr und ihrer Vorgängerin leben nur drei Seniorinnen in dem durch seine historische Weltkarte auch bei Touristen bekannten Kloster. „Wir haben Platz“, sagt Geschonke. Derzeit lebe auch eine Innenarchitektin zur Probe im Kloster, dazu gebe es weitere Anfragen. 

Geschonke möchte die eingelagerten Kunstschätze gern zeigen, ist in Gesprächen für einen Ort im Kloster mit der Klosterkammer. Auch Führungen, Konzerte und Feiern werden von den wenigen Bewohnerinnen organisiert. „Uns helfen viele Ehrenamtliche, das ist toll“, erzählt die ehemalige Touristikerin, die selbst 20 Jahre durch die historischen Gemäuer führte und so das Modell zum Leben in dem Frauenkonvent in Erwägung zog. Kamen Äbtissinnen früher stets aus adeligem Hause, so ist das schon lange nicht mehr Bedingung.