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Wissenschaft Wissenschaft: Hirnrezeptor für die Nikotinsucht wurde entdeckt

04.11.2004, 16:18
Bei der Erforschung der Nikotinsucht hat eininternationales Forscherteam nach eigenen Angaben ein entscheidendesGen identifiziert. (Foto: dpa)
Bei der Erforschung der Nikotinsucht hat eininternationales Forscherteam nach eigenen Angaben ein entscheidendesGen identifiziert. (Foto: dpa) dpa

Washington/dpa. - Bei der Erforschung der Nikotinsucht hat eininternationales Forscherteam nach eigenen Angaben ein entscheidendesGen identifiziert. Die Erbanlage namens «alpha4» ist demnach fürjenes Wohlgefühl verantwortlich, das Raucher wider aller Vernunft zurnächsten Zigarette greifen lässt. Das Gen könnte der lang gesuchteAngriffspunkt für Medikamente gegen die Abhängigkeit vom Glimmstängelsein, schreiben Henry Lester vom California Institute of Technology(Caltech) in Pasadena und Kollegen im Wissenschaftsjournal «Science»(Bd. 306, S. 1029) vom Freitag.

«Ich glaube ganz fest, dass Nikotinsucht eine der erstenAbhängigkeiten sein wird, die wir heilen können», betont Lester.Derzeit kosteten die molekularen Tricks des Nikotins noch jedes JahrMillionen Menschen das Leben. Lesters Team, dem auch der DeutscheJohannes Schwarz von der Universität Leipzig angehört, kam demEinfluss des Nikotins auf spezielle Rezeptoren im Hirn - und ganzspeziell deren «alpha4»-Protein - im Tierversuch auf die Spur.

Demnach imitiert Nikotin den Nervenbotenstoff Acetylcholin. Dieseraktiviert spezifische Rezeptoren auf den Nervenzellen im Hirn undlöst damit elektrische Impulse aus, die wiederum den BotenstoffDopamin ausschütten. Dieser ist der eigentliche Auslöser jenesGlücksgefühls, das Raucher nicht mehr los lässt, erläutert das Teamin «Science».

Doch während Acetylcholin nach Erfüllung seiner Aufgabe von einemEnzym gespalten und zersetzt wird, bleibt Nikotin unbeschadet undregt die Dopamin-Produktion über Minuten - statt Millisekunden - an.Diese Überflutung des Hirns mit dem «Glücksbringer» Dopamin führe zurNikotinsucht, erläutern die Forscher. Die durch Nikotin ausgelöstenmolekularen Signale verursachten bei hyperaktiven Mäusen jene bisherunerforschten, langfristigen Veränderungen in Nervenzellen, die dieGrundlage der Nikotinsucht seien.