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Wissenschaft Wissenschaft: High Heels sind sexy, unbequem und verdammt gesund

Von Ulrike Doose 14.02.2008, 07:56
Mindestens sieben Zentimeter hoch müssen die Absätze der Teilnehmerinnen des «Stiletto-Runs» sein, die in Berlin über den Asphalt laufen. (Foto: dpa)
Mindestens sieben Zentimeter hoch müssen die Absätze der Teilnehmerinnen des «Stiletto-Runs» sein, die in Berlin über den Asphalt laufen. (Foto: dpa) dpa

Rom/dpa. - Denn Sandaletten mit Pfennigabsatz und Pumpsmachen weiblich, sexy und verleihen Selbstbewusstsein. In Italien,dem Land der Schuhe schlechthin, hat nun die junge Urologin MariaCerruto von der Universität Verona Erstaunliches festgestellt: DasTragen von hohen Absätzen bringt nicht nur schädliche Nebeneffektemit sich. Ihre überraschende Entdeckung: Stöckelschuhe können aktivdie Beckenbodenmuskulatur stärken.

Positiv daran ist unter anderem, dass eine gut trainierteMuskulatur im Unterleib auch positive Auswirkungen auf dasSexualleben haben kann. «Stöckelschuhe verbessern den weiblichenOrgasmus!», folgerten italienische und britische Zeitungen prompt.«Aber um diesen Aspekt zu erforschen, haben wir unser Projekt nichtbegonnen», betont Cerruto im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Wir möchten hingegen Frauen helfen, die unterInkontinenz leiden.»

Nach Angaben des deutschen Statistischen Bundesamtes istunkontrollierter Harnverlust ein weit verbreitetes Problem, unter demspeziell ältere Menschen ab 70 Jahren und vor allem Frauen leiden. Eskönnen aber auch junge Menschen von der psychisch belastendenKrankheit betroffen sein.

Die Fähigkeit, die Blase zu kontrollieren, hängt unter anderem mitder Beckenbodenmuskulatur zusammen. Diese kann zum Beispiel durchSchwangerschaften und häufiges Sitzen geschwächt werden, so dass mansie nicht mehr ausreichend anspannen und den Harndrang unterdrückenkann. Regelmäßige Kräftigungsübungen schon im jungen Alter und nacheiner Geburt verringern das Risiko einer späteren Inkontinenz. Andersverhält es sich allerdings, wenn die Krankheit durch eine Operation,einen Unfall oder Medikamente ausgelöst wurde.

Für Cerrutos Studie mussten sich Frauen unterschiedlichen Altersmit verschieden hohen Absätzen an den Füßen auf eine Vibrationsplattestellen. Elektronisch wurde dann die Aktivität der Muskulatur imBecken gemessen. Dabei wurde festgestellt, dass der Beckenboden sichbei etwas höherem Schuhwerk entspannt und die Muskulatur gestärktwird. Sowohl bei gesunden, als auch bei bereits von der Krankheitbetroffenen Frauen konnte eine Verbesserung der Anspannungsfähigkeitfestgestellt werden.

Entscheidend ist hierbei der Winkel, in dem sich der Fuß durch denAbsatz vom Boden abhebt, und der je nach Schuhgröße unterschiedlichist. «Wir sprechen hier nicht von außergewöhnlich hohen Schuhen,sondern bei den meisten Menschen von etwa fünf Zentimetern», erklärtCerruto. Dies sei jedoch völlig individuell, fügte sie hinzu. DasProjekt steckt allerdings noch im Anfangsstadium. Darüber, ob dasalleinige Tragen von Absätzen einer betroffenen Frau Abhilfeverschaffen kann, kann Cerruto bisher noch keine Auskunft geben. «Alsnächsten Schritt wollen wir nun genauer erforschen, wie sich unsereResultate auf das Alltagsleben umsetzen lassen.»

Die 34-jährige Urologin hatte ihre bisherigen Ergebnisse im Januarim einem Leserbrief an die medizinische Fachzeitschrift «EuropeanUrology» vorgestellt. Der Brief war als Antwort auf einen im Oktoberin der britischen «Daily Mail» erschienenen Artikel gedacht,demzufolge hohe Schuhe bei Frauen Schizophrenie verursachen könnten.Die Medizinerin war geschockt. «Wie andere Frauen mag ich hoheSchuhe, auch wenn sie manchmal unbequem sind», schreibt Cerruto inihrem Leserbrief. Also habe sie versucht, etwas Gesundes an ihnenfestzustellen.

Dank Maria Cerruto können Frauen von heute an nicht nur sexy undweiblich wirken, wenn sie mit hohen Schuhen auf die Straße gehen,sondern zum ersten Mal behaupten, etwas für ihre Gesundheit zu tun.Und die Herren der Schöpfung haben vielleicht ein wenig Nachsicht,wenn mal wieder ein neues Paar Stilettos im Schrank steht.