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Wieder wirft Schaffner ein Kind aus dem Zug

Von Annette Herold 08.11.2008, 14:01

Berlin/Wittstock/dpa. - Wieder Wirbel um das Verhalten von Schaffnern der Deutschen Bahn: Der Fahrgastverband «Pro Bahn» kritisierte am Samstag den erneuten Rauswurf einer Minderjährigen aus einem Regionalzug mit aller Schärfe - dieses Mal in Brandenburg.

Die 13-Jährige hatte keinen gültigen Fahrausweis und kein Geld dabei. Bereits im Oktober hatte eine Schaffnerin in Mecklenburg-Vorpommern ein Mädchen aus ähnlichen Gründen aus dem Zug gesetzt.

Das Verhalten des Schaffners sei «nicht zu begreifen», sagte der «Pro Bahn»-Vorsitzende für Berlin und Brandenburg, Dietmar Dalbogk, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Laut Bahn dürfen Minderjährige nicht des Zuges verwiesen werden. Dem Schaffner, der die 13-Jährige bereits am Mittwoch in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) zum Aussteigen aus dem Zug gezwungen hatte, drohen dienstliche Konsequenzen.

In dem neuen Fall hatte sich der Schaffner auch nicht erweichen lassen, als die 13-Jährige ihm unter Tränen versicherte, weder über Geld noch über ein Handy für einen Anruf zu Hause zu verfügen. Der Mann hatte auch sein Diensthandy verweigert, damit das Mädchen zu Hause anrufen und die Mutter die geforderte Gebühr von 40 Euro bezahlen konnte. Für das Brandenburger Mädchen erwies sich ein Taxifahrer als Retter in der Not. Er brachte das Kind von Wittstock in das 42 Kilometer entfernte Neuruppin nach Hause.

Ein Bahnsprecher kündigte eine Aussprache mit dem Schaffner an, der momentan dienstfrei habe. Der Vorfall werde gründlich untersucht. «Kinder ohne Begleitperson sind Schutzbefohlene des Zugbegleiters», sagte der Sprecher. «Sie müssen ihr Reiseziel erreichen.» Das Thema soll nun auch bei den regulären Fortbildungsveranstaltungen für Bahnmitarbeiter behandelt werden.

Bei der Familie des Mädchens aus Neuruppin habe sich die Bahn entschuldigt, sagte der Sprecher. Die Angehörigen hätten dies akzeptiert. Nach Worten des Sprechers denkt die Bahn auch über eine Wiedergutmachung.

«Spätestens nach dem Vorfall in Parkentin (Mecklenburg-Vorpommern) hätte der Schaffner es besser wissen müssen», sagte «Pro Bahn»-Vorsitzender Dalbogk. Dort hatte im Oktober eine Zugbegleiterin ein zwölfjähriges Mädchen zum Aussteigen gezwungen, das Portemonnaie und Fahrkarte zu Hause vergessen hatte. In dem Mecklenburger Regionalzug war die Schaffnerin zudem nicht auf das Angebot eines Mitreisenden eingegangen, die Kosten für die Fahrkarte des Mädchens zu übernehmen. Das Mädchen, das auf dem Weg zum Musikunterricht nach Rostock war, musste fünf Kilometer durch die Dunkelheit mit seinem schweren Cello nach Hause laufen.