Bertelsmann Stiftung Weniger Alleinerziehende beziehen Bürgergeld
Auf den Schultern von Alleinerziehenden lastet extrem viel. Kind und Job unter einen Hut zu bekommen, schaffen viele nicht. Die Gruppe ist stark von Armut betroffen, wie neue Zahlen zeigen.

Magdeburg/Gütersloh - In Sachsen-Anhalt ist der Anteil der von Armut betroffenen Alleinerziehenden seit 2019 gesunken. Im vergangenen Jahr bezogen noch 31,8 Prozent der Menschen in dieser Gruppe Bürgergeld, 2019 waren es 38,9 Prozent gewesen. Das geht aus einer Auswertung der Bertelsmann Stiftung hervor. Grundlage sind Daten der Bundesagentur für Arbeit, der Statistischen Landesämter und des Bundesamts.
Die Zahlen zeigen auch: In Sachsen-Anhalt gibt es im bundesweiten Vergleich besonders viele Alleinerziehende. Ihr Anteil an allen Familien betrug 2023 hierzulande 25 Prozent, bundesweit waren es 19,9 Prozent und in den neuen Ländern samt Berlin 24,7 Prozent. Weniger als jede fünfte alleinerziehende Person in Sachsen-Anhalt ist ein Mann. Der genaue Anteil beträgt 17,3 Prozent. Bundesweit machen alleinerziehende Väter einen Anteil von 17,7 Prozent aus.
Die Bertelsmann Stiftung stellte insgesamt fest, dass in Deutschland vier von zehn alleinerziehenden Familien armutsgefährdet sind. An der Situation habe sich trotz punktueller Erleichterungen in den vergangenen Jahren nichts verändert. Dabei gingen die meisten alleinerziehenden Eltern arbeiten. Bei den alleinerziehenden Müttern seien es 71 Prozent, bei den Vätern 87 Prozent. Einkommensarm seien bundesweit fast 700.000 oder 41 Prozent der Familien mit alleinerziehenden Eltern, so die Stiftung in ihrer Analyse.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss verbessert werden, so die Bertelsmann Stiftung. Gute Kita-Plätze gehörten dazu wie auch eine verlässliche Ganztagesbetreuung in den Schulen sowie flexible Arbeitszeitmodelle in Unternehmen. „Zudem sollte die Politik Anreize für Väter erhöhen, mehr Verantwortung für ihre Kinder und Care-Arbeit zu übernehmen - und das nicht erst nach einer Trennung“, hieß es.
Den aktuellen Entwurf zur Kindergrundsicherung hält die Stiftung für einen wichtigen Schritt. Er werde vor allem die Situation Alleinerziehender im Bürgergeldbezug verbessern. In der jetzigen Form werde die Kindergrundsicherung aber nicht reichen, um alleinerziehende Familien aus der Armutsfalle zu befreien. „Vielmehr sind erneut Verschlechterungen für Alleinerziehende zu befürchten.“