Wellnesstrend Wellnesstrend: Eis am Stiel feiert 100 Jahre Schleckvergnügen

Düsseldorf/dpa. - Am nächsten Morgen war die Brause wegen des heftigenNachtfrostes am Rührstab festgefroren. Den Wert seiner Entdeckungerkannte er erst später und hat sie sich 1923 patentieren lassen. Soberichtet es das Eis-Standardwerk «Licks, Sticks & Bricks. A WorldHistory of Ice Cream».
«Das ist die erste übermittelte Geschichte, wir haben aber keineUnterlagen, die das belegen», sagt Carola Herckelrath vom Eis-Info-Service in Köln. In Deutschland wurde erst vor zwei Jahren der 80.Geburtstag des Eis am Stiel gefeiert. Der Süßwarenhändler Harry B.Burt aus Ohio hatte demnach den «Rahmeislutscher» entwickelt unddafür 1923 ein Patent erhalten. «Das ist ein Vanilleeis mitSchokoladenüberzug am Stiel», erklärt die Eis-Expertin.
Doch egal ob Wassereis oder Vanilleeis mit Schoko-Überzug, daspraktisch zu naschende Stieleis hat in den Jahren nach seinerEntwicklung einen kühlen Siegeszug angetreten. In Deutschland wurdees erstmals 1935 in Hamburg hergestellt. Zu Beginn war das vor allemHandarbeit: Das Eis wurde in Kugel- oder Zylinderform um einHolzstöckchen gefroren und dann einzeln von Hand eingewickelt undverpackt. Heute laufen in einer Eisfabrik pro Stunde etwa 30 000 Eisam Stiel vom Band.
Mit großer Leidenschaft schlecken die Deutschen die Eiscreme vomHolzstöckchen: Nach Angaben des Eis-Info-Service wurden 2004 mehr alseine Milliarde Eis am Stiel verkauft. Doch die leckere Abkühlung ruftauch immer wieder erotische Assoziationen hervor: Das zeigenaufreizende Kinowerbungen und die «Eis am Stiel»-Filme aus den 70erund 80er Jahren.
Heute können Eis-Fans aus etwa 100 verschiedenen Stieleis-Sortenauswählen. Und auch auf gesundheitsbewusste Genießer hat sich dieEisindustrie eingestellt. «Beim Eis am Stiel ist ein Wellness-Trendauszumachen», sagt Beate Brünig, Eis-Expertin beim Bundesverband derDeutschen Süßwarenindustrie in Bonn: «Es gibt vermehrt Produkte, dieweniger Fett und weniger Zucker enthalten.» Zunehmend gefragt seienauch «Vitamine am Stiel»: Eis mit einem hohen Fruchtsaftgehalt. Undnoch mehr als 80 Jahre nach Burts Patent ist der «Rahmeislutscher»eine der beliebtesten Stieleis-Varianten.
Die Freude am Eisgenuss hat sich jedoch für einige Naschkatzen indiesem Jahr getrübt. «Wässrige Eiscreme, Holzgeschmack, alte Mandelnund Fremdfett im Schokoladenüberzug» monierte die Stiftung Warentestim Mai bei zahlreichen der 20 untersuchten Eis am Stiel. Fast jedeszweite habe mehr oder weniger intensiv nach dem hölzernen Griffgeschmeckt. Insgesamt vergaben die Tester nur ein Mal das Urteil«sehr gut» und fünf Mal «gut».