Vorfall in Wuppertal Vorfall in Wuppertal: Festnahme nach Anschlag auf Synagoge

Wuppertal - Die Bergische Synagoge in Wuppertal ist in der Nacht zu Dienstag mit Brandsätzen attackiert worden. Drei Männer warfen laut Polizei mehrere Molotowcocktails in Richtung Eingang des Gebäudes. Anschließend flohen sie. Ein 18 Jahre alter Verdächtiger, der sich selbst als Palästinenser bezeichnete, konnte in der Nähe der Synagoge festgenommen werden. Er bestritt die Vorwürfe. Die anderen beiden Männer entkamen.
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) sagte: „Das ist eine feige, hinterhältige Tat. Gewalt und Antisemitismus sind durch nichts zu rechtfertigen.“ Die Polizei gehe „entschlossen gegen antisemitische Hetze und Gewalt“ vor. Der Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung (CDU) rief zur Solidarität mit der jüdischen Gemeinde auf. „Wir sind zutiefst beschämt über den feigen Brandanschlag auf unsere Bergische Synagoge in Wuppertal“, sagte er.
Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand. Auch die Synagoge wurde nicht beschädigt. Die Ermittlungen dauern an. In der vergangenen Woche war die Wuppertaler Synagoge von Unbekannten mit den Worten „Free Palestine“ beschmiert worden.
Vor dem Hintergrund des Gaza-Konflikts war es zuletzt bundesweit bei Demonstrationen zu antisemitischen Ausfällen gekommen. Mit Blick auf den Gaza-Konflikt hat die NRW-Polizei die Schutzmaßnahmen an jüdischen und israelischen Objekten erhöht. Man habe „qualitativ hohe Schutzmaßnahmen“ für die Synagoge getroffen, so die Wuppertaler Polizei. Eine ununterbrochene Überwachung des Gebäudes gebe es jedoch nicht.
Besorgt äußerte sich die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch. Sie rät allen Juden in Deutschland, sich derzeit „nicht als Jude erkennbar zu machen“. Das Risiko, Ziel eines Angriffs zu werden, sei sonst zu groß, sagte sie dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Knobloch betonte: „Was wir derzeit erleben, ist die kummervollste und bedrohlichste Zeit seit 1945. Bei uns stehen die Telefone nicht still, die Mail-Postfächer quellen über – wir sind konfrontiert mit Beleidigungen und Hassparolen.“
Dass Juden „in unserem Land wieder angegriffen und beleidigt werden, dürfen wir niemals akzeptieren. Spätestens wenn Synagogen brennen, ist es doch Zeit, für alle Verantwortlichen zu fragen: Was müssen wir tun, um jüdische Mitbürger zu schützen?“
Knobloch beklagte eine mangelnde Unterstützung für jüdische Mitbürger: „Ich bin zutiefst besorgt, weil so wenig aus der Mitte der Gesellschaft kommt. Ich höre den Ruf nicht: Jetzt reicht’s! Wir sehnen uns nach einer breiten Front des Widerstands gegen diese Judenhetze. Aber die breite Masse schweigt. Wer jetzt schweigt, bejaht, was geschieht.“
Es sei auch nicht hinzunehmen, so Knobloch, dass die „hohen Güter der freien Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit dazu missbraucht werden, gegen Juden zu hetzen und zu Gewalt aufzurufen. Da wird auch der Nahostkonflikt missbraucht, um Judenhass auszuleben. Das ist radikaler Hass. Den gibt es, und ich hätte mir nie vorstellen können, dass wir so etwas noch einmal in Deutschland erleben müssen.“ Sie fügte hinzu: „Die hemmungslose Judenhetze hat in unserem Land eine neue Qualität erreicht.“ (mit epd)
