Sonderausstellung Von Dinosaurierspuren bis zum Okapi, das den Krieg überstand
Mit privaten Sammlungen einiger Magdeburger fing 1875 alles an. Nun gibt das Naturkundemuseum einen Einblick in seine Bestände - mit Objekten, die teils seit Jahrzehnten oder noch nie zu sehen waren.

Magdeburg - Das über 100 Jahre alte Okapi ist schon seit Jahrzehnten nicht mehr im Museum zu sehen gewesen. Nun begrüßt es Besucher der Sonderausstellung „Natur im Fokus - 150 Jahre Sammeln und Entdecken“ (noch bis 31. Mai 2026) im Naturkundemuseum Magdeburg. Das Museum feiert damit sein Jubiläum - und will dafür sensibilisieren, wie wichtig Sammlungen sind.
So zeigen Tafeln etwa, was alles im Zweiten Weltkrieg verloren ging, auch durch Plünderungen und Brände. Das einzige Großpräparat, das diese Zeit überstand, ist das Okapi. Viele Risse und Schäden hatte es. Um es überhaupt ausstellen zu können, kam Präparator Peter Chwalisz noch einmal aus seinem Ruhestand zurück an das Haus.
Dinosaurierspuren und ein rätselhafter Vogel
So zeigt die Ausstellung besondere Objekte wie den ausgebesserten Paarhufer, Dinosaurierspuren und den 22 Zentimeter langen Oberkieferrest eines Riesenlurchs, den ein Vater und sein Sohn vor einigen Jahren bei Gartenarbeiten fanden. Sichtbar gemacht werden soll aber auch, wie Museumsarbeit eigentlich funktioniert. Hinter Glas sind etwa die verschiedenen Präparationsstadien von Krähen nachzuvollziehen, es gibt Abgüsse, Nachformungen und deren moderne Nachfolger aus dem 3D-Drucker zu sehen.
Das liebste Stück von Museumsleiter Marcus Pribbernow ist aber ein präparierter Triel. Die Herkunft des „komisch dreinblickenden, kauzigen Vogels“ gibt ihm und den Wissenschaftlern am Museum Rätsel auf, denn das alte Schild des Objekts ist in Sütterlin verfasst und kaum noch zu entziffern. Weil der Museumskatalog im Krieg verloren ging, ist die Herkunft vieler Stücke noch heute unklar.
Woher kommen die Stücke?
360.000 Objekte umfasst die Sammlung des Naturkundemuseums, allein 100.000 davon sind Insekten, wie Kurator Michael Buchwitz erläutert. Und alles fing mit naturbegeisterten Magdeburgern an, die 1875 ein Vereinsmuseum gründeten und diesem ihre privaten Sammlungen zur Verfügung stellten. Noch immer gebe es „viele 80, 90 Jahre alte Herren, die zum Beispiel ihre Mineralien abgeben wollen“, berichtet Pribbernow.
So werde die Sammlung erweitert, sagt Buchwitz: über Schenkungen, Erbschaften, Totfunde von Tieren oder mit gestorbenen Zootieren. Zum Teil sammelt das kleine Team aus zwei Wissenschaftlern und einer Museumspädagogin sogar selbst. Die Sonderausstellung, deren Eintritt frei ist, ist der Beleg dafür, wie wichtig Sammelleidenschaft für die Wissenschaft ist - und wie spannend.