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Sicherheit Videoüberwachung - Linke-Fraktion sieht Steuerverschwendung

Schon bevor sie tatsächlich beginnen soll, steht die geplante Videoüberwachung auf dem Anger in Erfurt heftig in der Kritik. Die Linke-Fraktion sieht nicht nur den Datenschutz in Gefahr.

Von dpa Aktualisiert: 08.07.2025, 16:11
Eine Videoüberwachung soll den Bereich der Landeshauptstadt sicherer machen. (Archivbild)
Eine Videoüberwachung soll den Bereich der Landeshauptstadt sicherer machen. (Archivbild) Martin Schutt/dpa

Erfurt - Die Linke-Fraktion im Landtag hält die geplante Videoüberwachung auf dem Erfurter Anger für Steuergeldverschwendung und hat den Rechnungshof um Prüfung der Ausgaben dafür gebeten. Mehr als 700.000 Euro sollen in das bereits installierte, aber bisher nicht scharf geschaltete Videokamera-System fließen, wie die Fraktion mitteilte. Die CDU-Fraktion verteidigte hingegen die geplante Videoüberwachung auf einem der öffentlichen Plätze Thüringens mit der höchsten Kriminalitätsrate.

„Wir fordern den sofortigen Stopp der Überwachungsvorbereitung, die vollständige Offenlegung aller Ausschreibungs- und Vertragsunterlagen im Landtag und eine umfassende Prüfung durch den Thüringer Rechnungshof wegen des dringenden Verdachts auf Steuergeldverschwendung“, sagte der innenpolitische Fraktionssprecher der Linke, Ronald Hande. Er kritisierte zudem, dass die Technik, bei der auch Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz kommen könnte, potenziell rechtswidrig sei. 

Der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Jonas Urbach, erklärte, die Videoüberwachung diene in erster Linie dem Schutz der Bürger. Gerade an Plätzen mit überdurchschnittlich hoher Kriminalitätsrate ermögliche sie nicht nur schnelle und gezielte Aufklärung, sie wirke auch abschreckend. „Bei über 1.000 Straftaten in einem Jahr am Anger handelt es sich gleichzeitig um eine gezielte und verantwortungsvolle Investition – hier wird kein Steuergeld verschwendet, sondern sinnvoll eingesetzt, um Prävention und Strafverfolgung effektiv zu unterstützen.“ 

Technik soll auch KI-fähig sein

Früheren Angaben des Innenministeriums nach soll die Polizei künftig das aus zwölf einzelnen Kameras bestehende System betreiben. Die Überwachung soll voraussichtlich Anfang kommender Woche beginnen. Innenminister Georg Maier (SPD) sagte damals, die Maßnahme solle der Gefahrenabwehr, der Prävention und im Ernstfall auch der Beweissicherung dienen. Zuletzt hatte das Innenministerium betont, dass es bei der Überwachung einen Mix aus Aufzeichnungen und einem Live-Monitoring geben solle, bei dem auch KI eingesetzt werden könne, um bestimmte Bewegungsmuster zu erkennen.

Derzeit arbeitet die Landesregierung zudem an einem Entwurf für ein neues Polizeiaufgabengesetz, das etwa den Einsatz von KI zur automatisierten Auswertung von Bildaufzeichnungen erlauben würde. Deutliche Bedenken an solchen Plänen äußerte auch Thüringens oberster Datenschützer Tino Melzer. „Eine Überwachung im öffentlichen Raum ist immer ein erheblicher Eingriff in das Grundrecht der informationellen Selbstbestimmung“, sagte Melzer.

Anger als besonders belebter Ort beschäftigt häufig Polizei

Die Polizei stuft den Anger als gefährlich ein. Immer wieder werden dort Drogendelikte, Diebstähle, auch Schlägereien und andere Gewalttaten erfasst. Bei dem Bereich in der Innenstadt handelt es sich um einen belebten und zentralen Anlaufpunkt für Einkäufe und um einen wichtigen Knotenpunkt für Straßenbahnen und Busse. Viele Menschen unterschiedlicher Milieus treffen dort von früh bis spät aufeinander, Kundgebungen und Demonstrationen finden statt. Diskotheken, Restaurants, Familientreffs sowie Geschäfte und andere Einrichtungen liegen am Anger.