Versprecher im Fernsehen Versprecher im Fernsehen: Drückfisch im Schneematz

Hamburg/MZ. - "Kackaphonie" statt Kakophonie,"Lottovorhersage" statt Wettervorhersage,und die große Angst vor den gefürchteten "Massenvernichtungswaffeln":Wenn Nachrichtensprecher sich versprechenwie in diesen Fällen Susanne Holst und JensRiewa von der ARD-"Tagesschau" sowie EckartGaddum vom ZDF-"Morgenmagazin", sorgt dasverständlicherweise für Heiterkeit in deutschenWohnzimmern.
Für die Sprecher gilt in solchen Situationen:Ruhig bleiben und weitermachen, möglicherweiseeine kleine Entschuldigung murmeln und miteinem Lächeln signalisieren, dass man sichdes Fehlers bewusst ist. Auf jeden Fall immerschön souverän bleiben.
Das ist freilich gar nicht so leicht, vorallem dann, wenn sich der Sprecher im großenStil verheddert und möglicherweise der ganzeSatz abzustürzen droht: "Dieser hatte denGroßteil der Bevölkerung mit raschiss... rassitisch...rassisch... rassistischen Äußerungen gegensich aufgebracht", tat sich Ex-"Tagesschau"-SprecherinIna Bergmann einmal schwer, und Ulrich Wickertvon den ARD-"Tagesthemen" wollte in einemFall partout der Begriff rot-grün nicht überdie Lippen, so dass das seltsame Lautgemisch"rororogrrrgr" aus seinem Munde hören war.Manfred Bleskin von n-tv, dessen Versprecherder Spaßmacher Stefan Raab in seiner Sendung"TV total" besonders gern aufs Korn nimmt,schaffte es vor kurzem sogar drei Versprecherin einen Satz mit 15 Wörtern einzubauen: "Vorallem in den Bergen, da können Schneematzund überfrierende Glässe für schnarchglatteStraßen sorgen", tat Bleskin dem staunendenFernsehvolk kund.
Die vor ein paar Jahren in den Ruhestandgegangene "Miss Tagesschau" Dagmar Berghoffarbeitete sich einmal an einer Meldung überneue Passagierflugzeuge folgendermaßen ab:"Die Größe der neuen Rüsendüsen ist erstaunlich,äh, nein, Düsenrüsen, nein, Düsenriesen isterstaunlich."
Bei einer anderen Gelegenheit wurde Frau Berghoffein Zungenbrecher mit dem tückischen UmlautÜ zum heillosen Verhängnis: "Syrien begannmit dem Truppenruckzuck, äh, mit dem Trüppenruckzuck...Verzeihen Sie: mit dem Truppenrückzug."
Legendär wurde jedoch dieser Versprecher vonDagmar Berghoff: "Boris Becker hat das WC-Turnier,Verzeihung, das WTC-Turnier gewonnen", vermeldetesie einen Sieg des deutschen Tennisidols undmusste darüber noch bei den Lottozahlen kichern.
Doch Berghoff konnte sich nach eigenem Bekundenüber Versprecher im Nachhinein auch gehörigärgern. Genauso wie Newslady Caroline Hamannvom ZDF, die zu Beginn ihrer Karriere einmalnach einem Versprecher völlig die Spracheverlor: "Ich habe dann gar nichts mehr gesagt,und das war das Schlimmste." Gegen Versprechersei eben kein Kraut gewachsen, sagt HamannsVorgänger, der ehemalige "heute"-ModeratorClaus Seibel. Er sei jedoch nur selten zumOpfer geworden: "Bei mir waren es meistensnur Hänger, ich hoffte dann immer, die Zuschauerhaben sich verhört."
Dem Image der TV-Journalisten schadenVersprecher in der Regel jedenfalls nicht,im Gegenteil: Kleine Sprechfehler wie "Bundesaußenseiter"statt Bundesaußenminister, begangen vom legendären"Tagesschau"-Frontmann Karl-Heinz Köpcke,"Parasident" statt Präsident (Martin Haasvon Sat 1), "Ausscheißen" statt Ausscheidenoder "Büchersendung Drückfisch" statt "BüchersendungDruckfrisch" (beide Wickert) sind nicht nuramüsant, sondern auch menschlich und dadurchsympathisch.
Wenn freilich König Fußball ins Spiel kommt,ist ganz schnell Schluss mit lustig, wie derFall Carmen Thomas beweist: Sie hatte 1973im "Aktuellen Sportstudio" bei einem ihrerersten Auftritte als Moderatorin "Schalke05" statt Schalke 04 gesagt und war nichtnur mit Häme übergossen worden, sondern verlorauch ihren Job.