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USA USA: Übergewicht ist immer noch ein Volksleiden

Von Laszlo Trankovits 15.06.2005, 07:10
Eine übergewichtige Frau steht mit ihrer Familie auf dem Parkplatz eines US-Einkaufszentrums und stärkt sich mit einem Getränk. (Foto: dpa)
Eine übergewichtige Frau steht mit ihrer Familie auf dem Parkplatz eines US-Einkaufszentrums und stärkt sich mit einem Getränk. (Foto: dpa) dpa

Washington/dpa. - Das Volksleiden Übergewicht trifft in den USA schon fast zweiDrittel der Bürger. Und während bereits mehr als ein Drittel derAmerikaner mit niedrigem Einkommen als stark übergewichtig gelten,holt die Mittelschicht kräftig auf: Wissenschaftler der UniversitätIowa haben entdeckt, dass sich die Fettleibigkeit derzeit besondersunter Bürgern mit überdurchschnittlichem Jahreseinkommen verbreitet.

Eine Schlüsselrolle spielen dabei Imbissketten wie MacDonald's,Burger King oder Pizza Hut, in deren Filialen sich täglich vieleMillionen US-Bürger ernähren. Im US-Kongress gibt es Überlegungen,mit einer Art Fett-Steuer ungesundes Essen teurer zu machen. InDetroit will Bürgermeister Kwame Kilpatrick schon jetzt eineSondersteuer für Hamburger oder «french fries» (Pommes frites)einführen.

Doch die Fast-Food-Giganten wollen nicht das hässliche Image derVolks-Dickmacher tragen und werben seit Jahren mit aufwendigenKampagnen für gesundes Essen - allerdings mit begrenztem Erfolg. Zwarließen die amerikanischen Richter bisher alle Kläger abblitzen, dieFast-Food-Ketten ähnlich juristisch zur Verantwortung ziehen wolltenwie krebskranke Raucher die Tabakindustrie, die Milliarden zahlenmusste. Aber die Imbiss-Ketten wollen möglichst wenig Angriffsflächenbieten. Also haben sie populäre US-Diät-Autoren als Beraterengagiert, propagieren Fitness-Programme und offerieren ein breitesSpektrum kalorienarmer Kost.

Witzig oder reißerisch werben die Ketten rund um die Uhr fürfrische Salate, kalorienarme Sandwichs oder leichte Suppen.Marktführer McDonald's hat jetzt sogar eine Fitness-Kampagnegestartet. Der Erfolg allerdings ist ausgeblieben: Trotz hunderterMillionen Werbegelder greift der US-Konsument besonders gern zum«Doppelwhopper» (980 Kalorien) oder dem «Big Mac» (580 Kalorien).Besonders für Kinder und Jugendliche sind die kompletten Menü-Angebote - Burger, Fritten und Cola (deutlich über 1000 Kalorien) -für etwa 3 Dollar (2,30 Euro) verlockend.

Und selbst Salate und Hühnchen-Gerichte suggerieren oft nur, dasses sich um leichte Kost handelt. Taco Bells «Fiesta Salat» hat 870Kalorien. Und auch ein Salat mit Hühnchen bei McDonald's kann mitDressing leicht über 600 Kalorien haben.

Einige Imbissketten haben bereits Konsequenzen gezogen. Hardee'spunktet derzeit mit einer kulinarischen Neuschöpfung in Form eines«Monster Thickburgers» mit sage und schreibe 1420 Kalorien. Dasverkaufe sich erheblich besser «als gesundheitsbewusste Produkte»,betonte Hardee's-Chef Andy Puzder in «USA Today». «Wir sagen denKunden nicht, was sie tun sollen, sie sagen es uns.» Nach wie vorstehen bei den Amerikanern drei Gerichte an der Spitze derBeliebtheit: Hamburger, Pizza und Pommes frites. «Amerikaner hattenimmer die Möglichkeit, gesund zu essen, aber sie haben dazu nicht denWillen», meint der renommierte Gesundheitsexperte Harry Balzer.

Burger King hat einem «Newsweek»-Bericht zufolge sogar eineGegenstrategie entwickelt: Um insbesondere die wichtige Zielgruppeder leidenschaftlichsten Stammkunden zu begeistern, zielt die Werbungauf den betont «erwachsenen» Konsumenten, der sich zum Beispiel mutigfür ein Omelettsandwich mit 760 Kalorien entscheidet. Und obwohlMcDonald's unverdrossen für Salate wirbt, sehen auch die dortigenManager, dass sie gerade mit ihrem McGriddle zum Frühstück (560Kalorien) besonderen Erfolg haben.