USA USA: Schnee in den Straßen von San Francisco bei 30 Grad

San Francisco/dpa. - Auch wenn es in San Francisco fast nie schneit, so sind die steilen Straßen ein perfektes Sprungbrett - zumindest für Ski-Profis. Mit Kunstschnee wurden zwei Straßenblöcke auf dreihundertMetern Länge in wenigen Stunden in eine Sprungschanze verwandelt.
US-Olympiasieger und Free-Style-Skiläufer Jonny Moseley wollte mitdiesem Höhenflug seinen 30. Geburtstag feiern. Eine Ski-Wachsfirmaorganisierte das Spektakel, das über 6000 Schaulustige in Shorts undT-Shirts in die verschneite Straße lockte. «Es ist gar nicht soeinfach» erklärte Profi-Snowboarder J.J. Thomas nach seiner erstenSturz-Landung. Der Schnee sei ein bisschen zu matschig. «Aberirgendwie macht es Spaß in einer Stadt zu springen», sagte der 23-Jährige, der bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City eineBronzemedaille holte.
«Skispringen hat es in San Francisco noch nie geben», versicherteder Helfer Jesse Cox während einer Verschnaufpause beim Schneeschippen. Der 11-jährigen Ravi störte sich kein bisschen daran, dasses nur künstlicher Schnee war. «Mann, das fühlt sich kalt an»,begeisterte sich der Junge, der zum ersten Mal Schnee in den Händenhielt. «In den 70er Jahren hat es hier zum letzten Mal geschneit,aber es war nur so wenig, dass damals nichts auf der Straße liegenblieb», erinnerte sich der 92-jährige George Moscone, der nochtäglich die steilen Straßen von San Francisco erklimmt. «Ich hoffenur, dass die Veranstalter auch alles wieder sauber machen.»
Das war nur eine Sorge der Anwohner in dem Wohnviertel, woLuxusvillen die abschüssigen Straßen säumen. Beschwerden überRuhestörung, Unfallgefahr und ein mögliches Verkehrschaos ließen denfür August geplanten Wettbewerb zunächst platzen. Doch nachwochenlangem Tauziehen gab die Stadt grünes Licht. «Wir wagen ebengerne den Sprung ins Neuland, deswegen ist San Francisco weltweit sobeliebt», rechtfertigte Bürgermeister Gavin Newsom das Spektakel, daseine empörte Anwohnerin als «narzisstischen Yuppie-Stunt»beschimpfte.
Von den lautstarken Aaaah-Rufen der Schaulustigen bei jederDrehung in der Luft wurden die kritischen Stimmen schnell übertönt.Lauten Applaus gab es auch für ein Brautpaar auf Skiern, das sich imschnell schmelzenden Schnee das Ja-Wort gab. Schulkinder schwänztenden Unterricht, Berufstätige dehnten die Mittagspause um einigeStunden Après-Ski aus. «Ich werde meinem Chef erzählen, dass icheingeschneit war», scherzte eine Zuschauerin am Pistenrand.
Während Steve McQueen in dem 60er-Jahre-Krimi «Bullitt» einehalsbrecherische Verfolgungsjagd durch die steilen Straßen von SanFrancisco schadlos überlebt, ging es beim Skispringen nicht ohneSchrammen ab. Ein Snowboarder stürzte, schlitterte in die Menge undverletzte zwei Schaulustige. Eine Helferin wurde beim Schneeschaufeln angefahren. Doch die ungewöhnliche September-Hitze machteden Sanitätern am meisten Sorge. Einige Ski-Fans in derMenschenmenge mussten wegen Hitzschlag, Austrocknung undKreislaufversagen behandelt werden.