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USA USA: Mordanklage gegen «Schwarze Witwen» in Los Angeles

Von Gabriele Chwallek 02.08.2006, 05:55
Die Bildkombo zeigt die Kalifornierinnen Olga Rutterschmidt (l.) und Helen Golay. Den beiden Frauen wird vorgeworfen sich gezielt mit obdachlosen Männern angefreundet und sie dann ins Jenseits befördert zu haben, um ihre Lebensversicherungen zu kassieren. (Foto: dpa)
Die Bildkombo zeigt die Kalifornierinnen Olga Rutterschmidt (l.) und Helen Golay. Den beiden Frauen wird vorgeworfen sich gezielt mit obdachlosen Männern angefreundet und sie dann ins Jenseits befördert zu haben, um ihre Lebensversicherungen zu kassieren. (Foto: dpa) LAPD

Los Angeles/Washington/dpa. - Alter schützt vor Mordlust nicht -aber vielleicht auch nicht vor dem Henker. Zwei ältere Damen ausKalifornien werden beschuldigt, sich gezielt mit obdachlosen Männernangefreundet und sie dann ins Jenseits befördert zu haben, um ihreLebensversicherungen zu kassieren - insgesamt 2,7 Millionen Dollar(2,1 Millionen Euro). Über Jahre, so heißt es in der jetzt bei einemGericht in Los Angeles eingereichten Anklageschrift, spannen dieFrauen ihr Netz, in dem sich die ahnungslosen Männer verfingen.«Schwarze Witwen» hat man sie daher auch getauft - in Anlehnung andie Spinnen, die oft ihre Partner auffressen, und an dengleichnamigen Filmklassiker aus dem Jahr 1987 mit Debra Winger undTheresa Russell in den Hauptrollen.

Es könnte ein Remake des Thrillers in der Wirklichkeit sein und amEnde die Todesstrafe stehen - die Staatsanwaltschaft überlegt nachMedienberichten vom Mittwoch noch, ob sie im anstehenden Prozess soweit gehen will. Verdient haben es die beiden Frauen ihrer Meinungnach ohne jede Frage. «Das gehört zu den gemeinsten, bösartigstenVerbrechen, die ich jemals gesehen habe, sollte sich das allesbestätigen», zitierte die «New York Times» unlängst Paul Vernon vonder Polizei in Los Angeles. «Sie bauten eine Beziehung zu den Männernauf, taten so, als ob sie sie mochten, dann töteten sie hinterrücks.»Die Verteidiger der Beschuldigten weisen das entschieden zurück. Alsanständige, nette und fürsorgliche Damen beschreiben sie ihreMandantinnen.

Die eine, Olga Rutterschmidt, ist 73, die andere heißt Helen Golayund ist zwei Jahre älter, und zunächst waren sie nur wegenVersicherungsbetrugs angeklagt. Dann ergaben sich aber, so dieStaatsanwaltschaft, immer mehr Beweise dafür, dass sie vor demAbkassieren kurzen Prozess mit ihren Opfern machten. Im Mittelpunktstehen zwei obdachlose Männer, Paul Vados und Kenneth McDavid. Vados(73) wurde 1999 in einer dunklen Straße in Hollywood tot gefunden -überrollt von einem Auto, dessen Fahrer (oder Fahrerin) sich aus demStaub gemacht hatte. McDavid (51) ereilte 2005 ein ähnlichesSchicksal. Und die Staatsanwaltschaft vermutet, dass es noch mehrOpfer geben könnte und prüft derzeit ungeklärte tödliche Autounfällemit Fahrerflucht in den vergangenen zehn Jahren. Fest steht schon,dass es zumindest ein weiteres Betrugsopfer gibt, einen 97-jährigenMann.

Die «schwarzen Witwen», Busenfreundinnen seit langem, machten sichder Anklageschrift zufolge gezielt an Männer in besondersverzweifelten Lagen heran, boten ihnen «aus Nächstenliebe» an, sieauf eigene Kosten in kleinen Wohnungen oder Billighotelsunterzubringen. Valdos etwa stammt wie Rutterschmidt aus Ungarn undgeriet der freundlichen Seniorin in einer ungarischen Kirche in LosAngeles in die Fänge. Zwei Jahre lang wurden die Opfer von den Frauenbemuttert, bevor sie dann das Zeitliche zu segnen hatten - das istungefähr die Zeitspanne, innerhalb der sichVersicherungsgesellschaften in der Regel weigern können, frischabgeschlossene Verträge zu honorieren.

Mehr als 25 Lebensversicherungen sollen die Frauen abgeschlossenhaben - als Verlobte der Männer oder auch nahe Verwandte. DieVersicherungsverträge unterzeichneten die Männer im Gegenzug zurWohltätigkeit ihrer Betreuerinnen entweder selbst, oder ihreUnterschriften wurden gefälscht. Dazu bestellten die Frauen bei einerFirma Gummi-Stempel mit dem eingestanzten «Friedrich Wilhelm» ihrerOpfer. Stempel mit acht verschiedenen Namen wurden nachMedienberichten in Golays Wohnung gefunden, was noch Böseres ahnenlässt. Und noch etwas entdeckte die Polizei: einen Schmierzettel mitZahlen und Buchstaben - Teil eines Nummernschildes. Das, so stelltesich heraus, war identisch mit dem eines Autos mit McDavids Blut amKotflügel. «Mir war die Rutterschmidt immer unheimlich», sagt einNachbar. «Ich habe immer gesagt, die sehe ich irgendwann in denAbendnachrichten.» Und so kam es auch.