USA USA: Klapperschlangenfestival in Texas
Sweetwater/dpa. - Rattlesnakejagd im amerikanischen Westen, das ist für neugierige Besucher ein Erlebnis, für viele Einheimische jedoch ein ganz normales Hobby. Die Texaner Brent Howard und Brent Burnett fangen seit ihrer Kindheit Klapperschlangen. Natürlich auch im Jahr 2001. Am Rande eines kleinen Canyons halten die Jäger und laden die Ausrüstung von ihrem Pickup: Greifeisen, Spiegel, Benzinkanister, eine Holzkiste und die unentbehrliche Kühlbox mit den Bierflaschen. Die beiden klettern über den Rand der Schlucht. Unter den Felsen vermuten sie ein Nest, denn Klapperschlangen nisten gern unter Überhängen.
Die Männer reflektieren mit einem Spiegel Sonnenlicht unter den Felsüberhang. Dann signalisieren sie: Schlange! Mit einem Mal sind die beiden wachsam. Aus einem Kanister sprühen sie mit einer feinen Düse Wolken von Benzin unter den Felsen. Klapperschlangen hassen den Geruch. Alle blicken auf den Felsen. Dann kommt die Schlange heraus. Die Männer packen den Rattler blitzschnell mit Greifeisen. Es ist eine mittelgroße Schlange, die ärgerlich klappert. Die Jäger haben sie dicht hinter dem Kopf mit eisernem Griff in den Fingern. Der Rattler wandert in ihre Holzkiste. Jagd erfolgreich, ein Grund für eine weitere Runde Bier.
In der Festhalle von Sweetwater ist unterdessen das Fest in vollem Gange. Hunderte von Besuchern drängen sich um die Schlangengrube, die Ausstellungstische und die Hamburgerstände. Die Luft ist erfüllt vom Schnarren und vom beißenden Gestank der Reptilien. Dies ist das Volksfest des Jahres für die ganze Region. Man trinkt, feiert und tanzt. Rund um die Stadthalle erstreckt sich ein Heerlager von Zelten und Campingwagen. Dazwischen brutzelt unter freiem Himmel Fleisch auf unzähligen Grills. Es gibt Flohmärkte und eine Schusswaffenbörse. Und jedes Jahr wieder wird ein Mädchen aus Sweetwater zur «Miss Snake Charmer» gekürt.
In diesem Jahr wurden für das Festival mehr als 2 000 Schlangen gefangen. In der Festhalle gehen die Rattlesnakes unter den Augen der Bevölkerung ihren letzten Weg. Sie werden einzeln gemessen und gewogen. An der nächsten Station wird ihnen das Gift abgezapft, für Medizin und Forschung. Männer in weißen Kitteln handhaben die Reptilien mit schnellen und geübten Griffen. Am letzten Tisch, vor dem sich die Menge drängt, werden die Schlangen geköpft und gehäutet. Aus der Haut entstehen Handtaschen und Gürtel. Das Fleisch wird verkauft oder gleich hier in der Festhalle gebraten. Denn Rattlesnake ist für Kenner eine Delikatesse.
Klapperschlangen gehören zu den am meisten verfolgten Tierarten der Erde. Es gibt mehr als 30 Arten und zahllose Untergruppen dieser Schlange, deren Verbreitungsgebiet von Kanada bis hinunter nach Argentinien reicht. In Sweetwater und Umgebung wird ausschließlich die Western Diamondback Rattlesnake gejagt. Die trockenen Prärien, Berge und Wüsten des amerikanischen Südwestens der USA sind ein idealer Lebensraum für die Rattler. Die Diamondback lebt von Mäusen und Ratten, Vögel und Kaninchen. Zu ihren natürlichen Feinden gehören Wildschweine, Kojoten, Wildhund und Adler.