Urteil Urteil: «Bankräuber sind keine lieben Opas»

Hagen/dpa. - Die «Opa-Bankräuber» im Alter zwischen 64 und 74Jahren sind am Freitag vom Landgericht Hagen zu Haftstrafen zwischenneun und zwölf Jahren verurteilt worden. Für ihre beispielloseRaubserie von 14 Überfällen erhielt der 64-Jährige 12, der 73-Jährige 10 und der 74-Jährige 9 Jahre Haft. Als strafmildernd für dievermutlich ältesten Bankräuber Deutschlands wertete das Gericht vorallem die umfassenden Geständnisse sowie das hohe Alter der «Opa-Räuber».
«Man wird einem älteren Angeklagten die Hoffnung ermöglichenmüssen, die Entlassung noch zu erleben», sagte der VorsitzendeRichter Horst-Werner Herkenberg in der Urteilsbegründung. Allerdingskönne es auch keinen übermäßigen Altersrabatt geben. Er verwies indiesem Zusammenhang auf die teilweise noch bestehenden Leiden derüberfallenen Bankangestellten. «Es handelt sich nicht um Kindereienälterer Herren, die man mit Augenzwinkern begleiten könnte.»
Die drei «Opa-Räuber» aus Dortmund und Iserlohn hatten gestanden,zwischen Dezember 1988 und Januar 2004 in unterschiedlicherBeteiligung insgesamt zwölf Banküberfälle in Westfalen und zwei inNiedersachsen begangen zu haben. Die Beute betrug rund eine MillionEuro.
Die drei Männer waren vermummt und schwer bewaffnet, unter anderemmit Maschinenpistolen und einer Handgranaten-Attrappe - in diejeweils abgelegenen Filialen gestürmt und hatten Angestellte undKunden bedroht. Mit einem Vorschlaghammer zertrümmerten die brutalauftretenden Senioren dabei häufig Sicherheitsscheiben. Diemonatelang minutiös geplanten Taten wurden in der dunklen Jahreszeitkurz vor Schalterschluss begangen. Zwischen den einzelnen Überfällenführten die drei «ein unauffälliges Leben ohne große Geldausgabe».
Die Gangster hatten bereits lange Zeit ihres Lebens im Gefängnisverbracht. So kommt der 73-Jährige auf 40 Jahre, der 74-Jährige aufrund 16 Jahre und der 64-Jährige auf 10 Jahre hinter Gitter. Füreinen der Überfälle verbüßte der heute 73-Jährige bereits zehn Jahre.
Nach einem Tipp von einem Bekannten aus dem Gefängnis undmehrmonatigen Observierungsmaßnahmen konnte das Trio im November 2004von einer eigens gebildeten «SOKO Opa» unmittelbar vor einem neuenCoup festgenommen werden. Die Polizei hatte die Täter zunächst nichtin dieser Altersgruppe gesucht. Bei der Ermittlung überwachte diePolizei unter anderem Telefone, versteckte Wanzen in den Autos derTatverdächtigen und installierte versteckte Videokameras.
Hauptmotiv für die Taten war Geldbedarf, unter anderem wegengeringer Rentenansprüche. So hatte der 73-Jährige einen Hof gepachtetund entsprechend Geld benötigt. Der 64-Jährige wollte sich einPolster für das Alter anlegen. Der 74-Jährige hatte einen Teil desGeldes für seine Motorenwerkstatt verwendet. Von der einen MillionEuro waren noch mehr als 400 000 Euro gefunden worden.
Die Verteidiger äußerten sich nach dem Urteil «erleichtert» und«zufrieden». Sie hatten zwischen acht und elfeinhalb Jahrengefordert, die Staatsanwaltschaft jeweils knapp 15 Jahre. Das Gerichthabe «sehr maßvoll geurteilt», sagte der Verteidiger des 64-Jährigen,Andreas Trode. Der Anwalt des 74-Jährigen, Frank Nobis, sagte: «Erwird sicherlich die Chance haben, in einigen Jahren ein Gnadengesuchzu stellen.»