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Trend-Räder Trend-Räder: Beachcruiser erobern die Innenstädte

Von Conny Lütkemeier 13.09.2006, 06:14
Mit ihren Cruisern - aufwändig und zum Teil einzigartig gearbeiteten Fahrrädern - treten über hundert Berliner auf einer Cruiser-Parade in die Pedale (Foto: dpa)
Mit ihren Cruisern - aufwändig und zum Teil einzigartig gearbeiteten Fahrrädern - treten über hundert Berliner auf einer Cruiser-Parade in die Pedale (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Dicke Reifen, tiefer Sitz, breiter und hoher Lenker: Beachcruiser sind die neuen Trend-Fahrräder für gemütlichesFahren durch die Innenstädte. Lange Touren oder Passabfahrten wie inden Alpen kommen mit den Rädern, die an Motorrad-Chopper erinnern,kaum in Frage. Dafür erfreuen sich jüngere Fahrer an der auffälligenErscheinung und ältere an der bequemen Sitzhaltung. Und die Fahrrad-Händler sind angetan von der weiter steigenden Nachfrage nach neuenModellen.

«Fühlt sich an wie ein Sofa», meint Anastasios Micholitsis. Dergriechische Tourist möchte auf einem Cruiser Berlin besichtigen.Fahrrad gefahren ist er zuletzt vor 40 Jahren. Es klappt trotzdemgut. Immer mehr Unternehmen bieten Cruiser-Stadttouren an. «Die Rädersind perfekt für die City», schwärmt «fattirebikes»-Tourführer JeffMcCachrar. «Die breiten Reifen nehmen jede Schwelle, man sitzt bequemund sieht toll aus.» Zwar haben die Cruiser nur drei Gänge. «Diereichen für die Stadt aber völlig.»

Die Strandräder wurden in den 50er Jahren in Florida erfunden undwird auch gerne am berühmten Venice Beach von Santa Monica inKalifornien gefahren. In Deutschland leistete ihnen 2003 derSchauspieler Oliver Korittke Anschub: In der MTV-Serie «Pimp my bike»stylte er alte Räder auf und verwandelte sie in edel glitzerndePrestigeobjekte. Ihren indirekten Vorbildern, den aufgemotzten HarleyDavidson-Motorrädern aus Filmen wie «Easy Rider», stehen sie kaumnach.

«Der coole Look spielt jetzt wieder eine große Rolle», sagtMatthias Raddatz. Sein Berliner Shop «Cruise and Style» bietetindividuelle Lackierungen für Fahrräder an. Über 100 Euro kann daskosten. Der Markt wächst. Individualisten verkleiden ihre Räder imMilitary-Look oder bauen Totenköpfe an den Lenker. Andere setzen aufglänzende Speichen und Spiegel.

«Neue Trends tun der Rad-Szene gut», sagt Raddatz. Und derGeschäftsführer des deutschen Zweirad-Verbands, Rolf Lemberg,bestätigt: «Inzwischen bieten alle namhaften Fahrrad-Hersteller auchCruiser an. Ganze Fan-Kreise haben sich schon um die neuen Rädergebildet. Der Shop «Cruise and style» hatte Ende August bereits daszweite Cruising-Treffen in der Hauptstadt veranstaltet. 250 Fahrernahmen teil, doppelt so viele wie im Vorjahr.

Die Cruiser sind nicht der erste große Fahrrad-Trend. «In den90er Jahren mussten es Mountainbikes sein. Gerade laufen Trekking-Räder», sagt Benno Koch, Vorsitzender des ADFC in Berlin. Egal,welches Modell man nimmt: «Wichtig ist eine gesunde Haltung», sagtDirk Lümkemann, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft fürSportmedizin. Die könne man auf jedem Rad bekommen, egal ob man nachvorne oder nach hinten gelehnt fahre. «Es kommt immer auf dasrichtige Verhältnis von Lenker und Sattel an.» Der Rest seiGeschmackssache.