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Tonträger Tonträger: Vor 125 Jahren wurde die Schallplatte erfunden

Von SUsanne Rochholz 25.09.2012, 17:23

Berlin/DAPD. - Der aus Hannover stammende Berliner war ein findiger Kopf und erhielt Patente auf verschiedene Dinge. Dazu zählt unter anderem ein Mikrofon für das Telefonieren, das ihn reich machte. Mit dem Geld, das er dafür Ende der 1870er Jahre bekam, richtete er sich das Labor ein, in dem knapp zehn Jahre später seine bekannteste Erfindung entstand: der scheibenförmige Tonträger mit Rillen, der die menschliche Stimme speichern und wiedergeben kann, samt passendem Abspielgerät.

Trotz seiner bahnbrechenden Arbeit blieb Berliner als Person im Hintergrund. Rainer Maillard, Produzent, Tonmeister und Geschäftsführer der in Berlin ansässigen Emil Berliner Studios (EBS), sagt: "Der Name Emil Berliner ist relativ unbekannt, obwohl 99 Prozent der Menschheit seine Erfindung kennen." Maillard führt das darauf zurück, dass Berliner 1870 aus Deutschland auswanderte.

Den Patentantrag reichte der in den USA lebende Auswanderer aus Hannover denn auch zunächst in Washington ein. Noch im selben Jahr folgte allerdings der Patentantrag in Deutschland, wohin Berliner aus familiären Gründen enge Beziehungen pflegte. Zusammen mit einem Bruder gründete er in Hannover die Deutsche Grammophon (DG), jahrzehntelang einer der führenden Schallplattenhersteller der Welt. Aus der DG gingen die Emil Berliner Studios hervor.

Berliner schuf die Grundlagen für das massenhafte Vervielfältigen von Musik und gesprochenem Text. Er kannte die Phono-Walze von Thomas Alva Edison, der sich seinerseits im Wettlauf der Forscher um die erste alltagstaugliche Glühbirne am Ende durchsetzte. Allerdings war bei der Aufzeichnung der menschlichen Stimme Edison schlussendlich mit seiner Walze Berliner unterlegen. Das Vervielfältigen mittels Walze taugte nicht zum massenhaften Vervielfältigen, war damit aufwendiger und zu teuer. Der Kampf der beiden Systeme dauerte bis zum Ersten Weltkrieg. Zu dieser Zeit hatte bereits die Karriere des weltweit ersten Superstars der Musikgeschichte begonnen: Enrico Caruso verdankte seinen Aufstieg der Erfindung der Schallplatte, wie Maillard betont. Er hält Berliner für den legitimen geistigen Vater moderner Musik-Abspielgeräte: MP3 und Ähnliches "würde es so vermutlich nicht geben", sagt er.

Trotz iPod und Co. hat die Schallplatte eine Zukunft. Selbst mehr als 100 Jahre alte Schellack-Schätze seien so widerstandsfähig, dass sie noch immer abspielbar seien. "Jedes Jahr werden zig Millionen Schallplatten gepresst", sagt Maillard. Auch Plattenspieler würden wieder mehr verkauft. "Das ist eine Erfindung, die bleibt - die Schallplatte wird es auch noch in 30 Jahren geben", prophezeit er.