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Tierische Sichtung Tierische Sichtung: Streift ein Löwe durch das Erzgebirge?

Von Gabi Thieme 13.06.2006, 20:07
Der vier Jahre alte Löwenmann «Matadi» (vorn) und die sieben Jahre alte Löwendame «Luena» spielen am Montag in ihrem Freigehege mit einem herabhängenden Korb und einem Ball. Im Erzgebirge soll nun ein frei laufendes Tier unterwegs sein. (Foto: dpa)
Der vier Jahre alte Löwenmann «Matadi» (vorn) und die sieben Jahre alte Löwendame «Luena» spielen am Montag in ihrem Freigehege mit einem herabhängenden Korb und einem Ball. Im Erzgebirge soll nun ein frei laufendes Tier unterwegs sein. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Pfaffroda. - Ist es ein Löwe, ein Puma oder einfach nur eine gut genährte Hauskatze, die seit Sonnabend für Raubtieralarm in dem 3 100-Seelen-Dorf Pfaffroda im Mittleren Erzgebirgskreis sorgt? Die Frage konnte auch gestern nicht zweifelsfrei geklärt werden, obwohl inzwischen Fachleute und Tausende Zuschauer des MDR-Sachsenspiegels das Video von René Uhlig angeschaut haben.

Der zurzeit arbeitslose Postzusteller hatte sich am Sonntag mit fast 30 Sportfreunden des SV 90 Pfaffroda im Vereinsheim getroffen. Plötzlich ruft einer: "Schaut mal, da oben! Ist das nicht der Löwe, der gestern schon hier gesehen wurde?" René Uhlig stürzte geistesgegenwärtig zum Auto, um die Videokamera zu holen. "Ich dachte: Das musst du unbedingt aufnehmen, damit wir endlich einen Beweis haben", erzählt er. Jeder im Ort habe schließlich das riesige Polizeiaufgebot am Vortag mitbekommen.

"Ich habe das Tier herangezoomt, so weit es ging, bin aber wirklich ein blutiger Laie", entschuldigt sich der 33-jährige Kicker und Nachwuchstrainer für die Filmqualität. "Für uns steht fest: Das war keine Hauskatze. 30 Leute können sich nicht alle irren."

Steffen Mehl, Amtsarzt für den Mittleren Erzgebirgskreis, räumte gestern ein, dass auch bei ihm Zweifel bleiben, obwohl er im Fernsehen von einer gut genährten Hauskatze gesprochen hatte. Ein Luchs sei es nicht, dafür sei der Schwanz zu lang. Auch Fuchs und Hund scheiden aus. "Die Muskeln der Vordergliedmaßen sind die einer Katze. Auch das Schleichverhalten spricht eindeutig dafür." Aber was für eine Katze? Raub- oder Haustier? Laut Mehl dürfte das Tier nicht höher als 40 bis 45 Zentimeter gewesen sein, deshalb dachte er an eine Hauskatze.

Wolfgang Ludwig, zoologischer Leiter vom Zoo Dresden, meinte nach dem Ansehen des Bildmaterials: "Wahrscheinlich ist es ein Puma - irgendwo von einem Tierhalter ausgebüxt - wegen des Schattenwurfs, dem massigen Körper, der Kopf-Körper-Relation."

Gabi Thieme ist Autorin der "Freien Presse"