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Tiere Tiere: Rita Thieme ist die «Schwanenmutter» vom Aasee

Von Michael Bosse 29.01.2009, 15:16
Rita Thieme vom Freundeskreis «Schwarze Petra» steht in Münster am Ufer des Aasees neben der verwaisten Unterkunft von Trauerschwan «Petra». (FOTO: DDP)
Rita Thieme vom Freundeskreis «Schwarze Petra» steht in Münster am Ufer des Aasees neben der verwaisten Unterkunft von Trauerschwan «Petra». (FOTO: DDP) ddp

Münster/Xanten/ddp. - Seit Anfang Januar fehlt Rita Thieme eine«gute Freundin». Seitdem wird der nach einer Liason mit einemschwanenförmigen Tretboot bekanntgewordene Trauerschwan aus Münster,die «schwarze Petra», vermisst und unter anderem mit einer großenPlakataktion gesucht. Von ihrem Arbeitsplatz in der Gaststätte «ZumHimmelreich» hat Thieme einen Blick auf den Aasee, wo der Schwan sichsonst immer aufhielt. Nun ist er verschwunden - und die alsKüchenkraft arbeitende 47-Jährige ist traurig: «Da fehlt schon etwas.Das ist so, als wenn ein Freund oder eine Freundin Sie verlässt."

Thieme gilt am Aasee als «Schwanenmutter». Seit knapp zwei Jahrenhatte sie die «schwarze Petra» zwei- bis dreimal pro Tag mit Futterversorgt. «Ich bringe ihr Körnerfutter und Salat», erzählt sie.Dadurch sei der Vogel immer zutraulicher geworden. «Sie ist handzahmund reagiert auf meinen Pfiff», sagt Thieme. Als gelernteTierpflegerin weiß die 47-Jährige, wie sie mit Tieren umgehen muss.

Die «Schwanenmutter» ist überdies Mitglied in dem im Oktober 2008gegründeten Freundeskreis «Schwarze Petra». Der Freundeskreis, demknapp 60 Mitglieder angehören, organisiert auch die Suche nach demVogel. Und da gibt es mittlerweile eine heiße Spur. So soll die«schwarze Petra» Hinweisen aus der Bevölkerung zufolge an einerSeeplatte in Xanten entdeckt worden sein. Es sei durchausvorstellbar, dass der Schwan die rund 100 Kilometer von seinembisherigen Revier am Aasee dorthin geflogen sei, weil ermöglicherweise ein offenes Gewässer suche, sagt der Mitinitiator desFreundeskreises, Reinhold Wiens.

«In den vergangenen Tagen haben zahlreiche Bürger aus Xanten Fotosgeschickt, auf denen ein zahmer Trauerschwan zu sehen ist. Ob es sichdabei um die 'schwarze Petra' handelt, ist derzeit aber noch nichtgeklärt», betont Wiens. Er hofft nun auf ein Bild des rechten Fußesdes Vogels - sollte dort ein Teil des Knochens fehlen, dürfte es sichmit größter Wahrscheinlichkeit um die «schwarze Petra» handeln. DemTier wurde bei einer Operation ein Teil des Knochens entfernt.

Sollte die Identität des Vogels weiter unklar bleiben, will Wiensdemnächst - möglicherweise schon am kommenden Sonntag - mit Thiemenach Xanten fahren. Dort soll die «Schwanenmutter» den Schwan anhandseines Verhaltens identifizieren. Auch wenn sich dabei herausstellt,dass es sich wirklich um die «schwarze Petra» handelt, soll das Tierin Xanten bleiben. «Das ist ja ein Wildtier. Da muss man ihm seineFreiheit zubilligen», sagt Thieme.

Der Trauerschwan war bekanntgeworden, weil er sich im Frühjahr2006 in ein weißes Tretboot in Schwanenform verliebt hatte und nichtmehr von dessen Seite gewichen war. Die ungewöhnliche Liaison hattebis ins Ausland für Schlagzeilen gesorgt. Eine vorübergehende«Beziehung» zu einem Höckerschwan im Allwetterzoo Münster, wo die«schwarze Petra» ein Winterlager bezogen hatte, war nicht von Dauergewesen.

Nach der Rückkehr auf den Aasee sei die Liebe der «schwarzenPetra» zu dem Tretboot allerdings etwas erkaltet. «Zuletzt war sienicht mehr so darauf fixiert», sagt Thieme. Die «Schwanenmutter»plant auf jeden Fall einen Besuch am Niederrhein. Falls es amkommenden Wochenende noch nicht klappt, werde sie das Tier eben zueinem anderen Zeitpunkt besuchen. Einer «alten Freundin» bleibt manhalt treu.