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Telekommunikation Telekommunikation: Ex-Hacker schießt mit Linienfeuer

Von Steffen Könau 05.04.2001, 14:21

Köln/MZ. - Die Deutsche Telekom war nicht interessiert. Als Aron Spohr Europas größtem Telekommunikationskonzern seine neue kleine Software zum Versenden von Textnachrichten über das ISDN-Netz anbot, winkten die Manager des rosa Riesen ab. "Zur Zeit keine Möglichkeit für eine Zusammenarbeit", hieß es auch bei den Internet-Providern t-online und bei America Online (AOL).

Dabei hat es das Programm, das der 19-jährige Kölner ausgeknobelt hat, in sich. Spohrs "Linefire" genannter Messenger nämlich gestattet es ISDN-Nutzern, kurze Textnachrichten zu versenden, ohne sich ins Telefonnetz einwählen zu müssen. Logische Folge der neuen Art von Festnetz-SMS: Wo Provider und Telefonkonzerne jetzt noch bei jeder eMail mitverdienen, könnten die Einnahmen in Zukunft drastisch zurückgehen.

Möglich macht es eine technische Lücke im Telefonnetz. Nach Spohrs Angaben ist es den Leitungsanbietern bislang weder möglich, den Nachrichtenversand über "Linefire" zu stoppen. AOL, das mit seinem Nachrichtenprogramm "Instant Messenger" weltweit Marktführer ist, kündigte bereits eine Beschwerde bei der Regulierungsbehörde an - Spohr allerdings will "Linefire" dennoch zum kostenlosen Download ins Internet stellen.

Der Chef von Spohr Media ist für AOL und die Telekom ein alter Bekannter. 1998 hatte der damals 16-Jährige, der schon mit 13 seine ersten Computerspiele knackte, die Zugangscodes von AOL und t-online aufgebrochen, um damit auf Sicherheitsmängel aufmerksam zu machen. Den angebotenen Beraterposten bei t-online lehnte er ab, weil "die ja kein Geld bezahlen wollten." Stattdessen hätte man ihm "ein T-Shirt und eine Mütze geschenkt", sagt Aron Spohr.

Mit 5000 Mark Startkapital gründete Aron Spohr da doch lieber seine eigene Firma. "Der Bank habe ich Artikel aus dem 'Spiegel' über mich gezeigt - das hat gezogen." Mit Linefire macht der Ex-Hacker nun einen weiteren Schritt auf dem Weg zu seinem Ziel, dass da heißt: "So reich wie Bill Gates werden, aber nicht so größenwahnsinnig".

www.linefire.de