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80. Jahrestag Tausende beim Gedenken an das Ende des Weltkriegs

Im Frühjahr 1945 tobten die Kämpfe vor allem noch in Berlin und Brandenburg. Dann war mit der deutschen Kapitulation alles vorbei. Trauer und Nachdenklichkeit begleiten das Gedenken.

Von dpa Aktualisiert: 08.05.2025, 18:47
Am Sowjetischen Ehrenmal in Treptow gedachten viele des Endes von Krieg und Gewaltherrschaft.
Am Sowjetischen Ehrenmal in Treptow gedachten viele des Endes von Krieg und Gewaltherrschaft. Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Berlin/Brandenburg an der Havel - 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs haben Tausende Menschen in Berlin und Brandenburg der vielen Opfer gedacht und die Befreiung von der NS-Diktatur gewürdigt. Allein in Berlin gab es etwa 40 Veranstaltungen, die nach Angaben der Polizei bis zum späten Nachmittag ruhig und würdevoll verliefen. 

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) kam mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zum Gedenken an die Neue Wache in Mitte. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) nahm an einer Veranstaltung im Paulikloster in Brandenburg an der Havel teil. Er erinnerte an die Millionen Toten im Weltkrieg und in der „Tötungsmaschinerie“ der Nazis. Es gebe zig Gründe, sich gegen den ausbreitenden Rechtsextremismus zu stellen, sagte der SPD-Politiker.

Bedingungslose Kapitulation

Der von Hitler-Deutschland entfesselte Zweite Weltkrieg brachte nach unterschiedlichen Schätzungen weltweit zwischen 50 und über 60 Millionen Menschen den Tod, die Mehrheit davon Zivilisten. Besonders schwer traf es die Sowjetunion mit rund 27 Millionen Toten. 

Am 8. Mai 1945 trat die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht in Kraft. Damit endete die NS-Diktatur und der Zweite Weltkrieg. Entscheidenden Anteil am Sieg der vier Alliierten hatte die Rote Armee der Sowjetunion, die im Frühjahr 1945 Berlin einnahm.

In Berlin kamen viele Menschen zu den drei sowjetischen Ehrenmalen und legten Blumen nieder. In Treptow stand vor der riesigen Statue ein Kranz in den Farben der Ukraine mit der Aufschrift „Gegen Invasoren“. Am Ehrenmal im Tiergarten demonstrierten Menschen mit großen ukrainischen Flaggen. Dort störte nach Angaben der Polizei ein Mann mit einer Nato-Flagge das ruhige Gedenken. Er sei von Polizisten angesprochen und wegbegleitet worden, sagte ein Polizeisprecher.

Russischer Botschafter in Schönholzer Heide

Der russische Botschafter Sergej Netschajew legte einen Kranz am sowjetischen Ehrenmal Schönholzer Heide nieder. Der Diplomat und seine Begleiter erschienen mit dem sogenannten St.Georgs-Band am Revers.

Die Berliner Polizei hatte in einer Allgemeinverfügung das Tragen dieses Bandes - ebenso wie das Zeigen anderer prorussischer Flaggen und Symbole - für den 8. und 9. Mai in der Nähe der sowjetischen Ehrenmale verboten. Diplomaten und Veteranen der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs sind davon aber ausgenommen.

Am Brandenburger Tor versuchten nach Polizeiangaben mehrere Menschen, prorussische Banner und eine Fahne aufzuhängen. Acht Personen seien kurz vor 6.30 Uhr mit einer Leiter auf das Dach eines Nebengebäudes des Berliner Wahrzeichens geklettert, teilte die Polizei bei X mit. Auf das Tor selbst gelangten sie laut Angaben eines Polizeisprechers nicht. Es wurden Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch eingeleitet.

„Nachtwölfe“ in Brandenburg

In Brandenburg besuchten prorussische Motorradfahrer der nationalistischen „Nachtwölfe“ zwei sowjetische Gedenkorte in Schönwalde und Baruth Kränze nieder, bevor sie Richtung Berlin aufbrachen. Polizisten waren vor Ort. Die russischen Biker waren Ende April in Moskau gestartet. Wie im vergangenen Jahr fahren sie auf einer umstrittenen „Siegesfahrt“ von Moskau nach Berlin.

Das Gedenken hat wie in den vergangenen Jahren wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine Brisanz. Beide Staaten gehörten früher zur Sowjetunion. Die Polizei hatte nach eigenen Angaben rund 1.900 Kräfte im Einsatz.

„Trauer bleibt“

Begonnen hatte der Tag in Berlin mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. „Trauer bleibt, Fassungslosigkeit und Entsetzen bleiben, auch nach 80 Jahren“, sagte die EKD-Ratsvorsitzende, Bischöfin Kirsten Fehrs. Heute scheine es, als steige der Gewaltpegel überall an, als seien autokratisches Machtgehabe und ökonomischer Egoismus auf dem Vormarsch, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. „Selig sind die Sanftmütigen, die Friedensstifter - mit dieser Botschaft ist sehr wohl Staat zu machen und Gesellschaft zu gestalten.“