Straßenverkehr Straßenverkehr: Schlechte Noten für Europas Autobahn-Raststätten

München/dpa. - Bei Hygiene, moderaten Essenspreisen undFamilienfreundlichkeit lassen viele Raststätten an Europas Autobahnenweiter sehr zu wünschen übrig. Im Raststätten-Test 2004 des ADACfielen von 62 getesteten Rastanlagen in 10 Ländern insgesamt 14 oderknapp ein Viertel glatt durch. Deutschland schnitt dabeiüberdurchschnittlich gut ab, teilte der Autoclub am Dienstag inMünchen mit Blick auf die beginnende Hauptreisesaison mit. Testsiegerwurde die Raststätte Vogtland Süd an der Autobahn Hof-Chemnitz(A 72) bei Plauen in Sachsen.
Manche Rastanlagen eigneten sich gerade einmal zum Tanken,kritisierte ADAC-Vizepräsident Max Stich. «Bei 80 Prozent der Anlagenist die Sicherheit für Fußgänger nicht ausreichend gegeben», erklärteADAC-Experte Robert Sauter. «32 Prozent der Rastanlagen konnten dieAnforderungen an die Hygiene nicht erfüllen.» Zudem verfügten55 Prozent der Anlagen über keine Tische und Sitze im Außenbereich,in jeder zweiten Raststätte gebe es keinen Kinderspielplatz. «FürReisende mit Kleinkindern ist bedenklich, dass wir auf fast15 Prozent der Wickeltische pathogene Keime gefunden haben.»
Der Autoclub vergab zehn Mal die Note «gut», aber kein einzigesMal «sehr gut». Mehr als die Hälfte der getesteten Anlagen erreichtelediglich die Gesamtbewertung «ausreichend». Das Ergebnis sei mitviel Mittelmaß europaweit ernüchternd, sagte Sauter. Bei derEinzelauswertung zur Familienfreundlichkeit seien sogar mehr als40 Prozent der Anlagen durchgefallen.
Deutschland belegte in der Gesamtbewertung auch die Plätze zweiund drei - mit dem bayerischen Autohof Berg bei der Ausfahrt Berg/BadSteben an der Autobahn Nürnberg-Berlin (A 9) und der RaststätteKöckern West bei Halle/Saale (Sachsen-Anhalt) ebenfalls an derA 9. Mit der Note «mangelhaft» fiel als einzige deutsche Anlage dieRaststätte Stillhorn West an der Autobahn Bremen-Hamburg-Lübeck(A 1) durch. Unter den Testkandidaten waren insgesamt neunRaststätten sowie sechs Autohöfe in Deutschland.
Die Betreibergesellschaft der deutschen Autobahn-Raststätten -Tank & Rast - zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Vor allembei der Familienfreundlichkeit hätten die deutschen Anlagen besondersgut abgeschnitten, sagte Sprecher Peter Markus Löw von Tank & Rast.Der ADAC dagegen betonte, dass es auch in Deutschland zum Teil nocherheblichen Verbesserungsbedarf gebe.
Schlusslicht im Ländervergleich war Großbritannien, wo sechs vonacht geprüften Anlagen unter anderem wegen katastrophaler Hygienedurchfielen. Mit der Anlage Sandbach Süd stelle Großbritannien auchden Testverlierer, der als einziger die Note «sehr mangelhaft» bekam.Die Anlagen in Italien fielen vor allem durch mangelndeKinderfreundlichkeit auf, sagte Stich. Bei der Einzelauswertung zudiesem Bereich kam keiner der Betriebe in Italien über ein«mangelhaft» hinaus.
Ein Ärgernis sind nach ADAC-Angaben besonders für Familien auchdie meist hohen Essenspreise. «Wenn man auf der Autobahn füreinfaches Mittagessen mit Nudeln, kleinem Wasser, Salat und einemKaffee 18 Euro zahlen muss, wird die Urlaubskasse schon bei derAnreise ordentlich geschröpft», kritisierte ADAC-Vize Stich. DerAutoclub testet seit 1999 jedes Jahr europäische Raststätten, umDruck auf die Betreiber für weitere Verbesserungen auszuüben.