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Stalking Stalking: Geistig Verwirrter verfolgt Bundeskanzlerin

26.10.2010, 06:00
Bundeskanzlerin Angela Merkel wird von einem Stalker bedrängt. (FOTO: DPA)
Bundeskanzlerin Angela Merkel wird von einem Stalker bedrängt. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/Hohenwalde/dpa. - Es ist das Refugium der Kanzlerin: einhell gestrichenes Wochenendhaus in dem 50-Seelen-Dorf Hohenwaldemitten in der uckermärkischen Natur. Wenn sie Zeit hat, sucht AngelaMerkel (CDU) in dieser Einsamkeit Ruhe. Ex-Bundespräsident HorstKöhler speiste dort und stimmte seinerzeit über die Medien einenLobgesang auf Merkels Kochkünste an. Seit einiger Zeit jedoch wirddieses Idyll in Nordbrandenburg getrübt. Ein geistig verwirrter Mannverfolgt die Kanzlerin und konnte trotz Sicherheitsvorkehrungen schonmehrmals auf das Datschen-Grundstück Merkels vordringen.

«Das Wort Stalker ist in diesem Zusammenhang nicht unangebracht»,sagte ein Sprecher des Bundespresseamtes der Nachrichtenagentur dpaam Dienstag in Berlin. Er bestätigte einen Bericht der «Bild»-Zeitungvom selben Tag, in dem es um mehrere Vorfälle im Privatumfeld Merkelsgeht. Wie lange die Regierungschefin schon von dem etwa 45-Jährigenbelästigt wird, blieb unklar. Jedenfalls schaffte es der Verfolgerzweimal auf das Hohenwalder Grundstück und einmal bis vor MerkelsWohnhaus in Berlin-Mitte.

Dort wurde er den Angaben zufolge von Polizisten abgewiesen. Anden beiden vergangenen Wochenenden hatte sich der Mann dann auf denWeg in die Uckermark gemacht, um dem Grundstück in der Nähe vonTemplin einen ungebetenen Besuch abzustatten - was ihm gelang, obwohldas Wochenendhaus rund um die Uhr von Polizisten bewacht wird. Schräggegenüber des Gebäudes befindet sich deren Quartier. Einmal klingelteer laut «Bild»-Zeitung an der Haustür, als Merkel anwesend war. Einanderes Mal habe sich nur ihr Ehemann in dem Haus aufgehalten.

Jetzt wurde der Verfolger, der einen verwirrten Eindruck gemachthat, gestoppt und in ein Krankenhaus eingewiesen. Dort werde er ineiner offenen psychiatrischen Abteilung mit Medikamenten behandelt,hieß es. Wie lange er dort untergebracht ist, blieb offen. Unklar warauch, wie der Mann trotz Bewachung so weit vordringen konnte. LautZeitung war er vermutlich wütend, dass Merkel seine Briefe nichtpersönlich beantwortet habe. Aus Ermittlerkreisen hieß es, es handelesich bei dem Eindringling um einen freien Journalisten aus dem nahenMecklenburg-Vorpommern. Dies wurde offiziell nicht bestätigt.

Vom Bundespresseamt wurde nicht mitgeteilt, ob der Mann derKanzlerin schon länger nachstellt. Der Begriff Stalker kommt aus demEnglischen und bedeutet «anpirschen». Stalker verfolgen ihre Opfer,bombardieren sie mit Anrufen oder E-Mails und spionieren ihnen nach.Seit 2007 steht in Deutschland Stalking als «unbefugtes Nachstellen»unter Strafe. Die polizeiliche Kriminalstatistik erfasste 2009 rund28 500 Stalking-Fälle - 2,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Beiden mehr als 25 500 aufgeklärten Fällen waren Wiederholungstäter inder Mehrzahl. Immer wieder sind unter den Opfern auch Prominente:Steffi Graf, Jeanette Biedermann, Til Schweiger oder Mitglieder derPopgruppe Tokio Hotel.

Am Dienstag schien die Idylle in Hohenwalde - knapp 100 Kilometervon Berlin entfernt - ungetrübt. Der Himmel über der Kanzlerinnen-Datsche war blau, davor stand eine Mülltonne, kaum ein Auto störtedie Stille. Vor ein paar Jahren war das Wochenendhaus schon einmal indie Schlagzeilen geraten, als es um den Aufwand für die Bewachungging. Derzeit wird das Haus rund um die Uhr von mindestens zweiBrandenburger Polizisten bewacht.

Das Haus von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im nordbrandenburgischen Dörfchen Hohenwalde bei Templin in der Uckermark. (FOTO: DPA)
Das Haus von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im nordbrandenburgischen Dörfchen Hohenwalde bei Templin in der Uckermark. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild