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Spektakuläre Hubschrauber-Rettung am Nanga Parbat

24.07.2008, 15:05

Islamabad/Rom/dpa. - Islamabad/Rom  - Mit einer spektakulären Rettungsoperation sind die beiden Südtiroler Alpinisten neun Tage nach Beginn des Dramas am Nanga Parbat in Sicherheit gebracht worden.

Simon Kehrer und Walter Nones wurden am Donnerstag nacheinander mit einem Hubschrauber aus knapp 6000 Metern Höhe zum Basislager und dann gemeinsam in die Stadt Gilgit geflogen. «Die Rettungsmission ist abgeschlossen», sagte Mohammad Ilyas vom pakistanischen Flugrettungsdienst Askari Aviation der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Bergsteiger reagierten erleichtert. «Es geht uns gut, es geht uns gut», sagte Nones nach italienischen Medienberichten.

Der Sprecher der pakistanischen Bergsteigervereinigung, Mohammed Akram, sagte: «Sobald sie in Gilgit sind, werden sie zum Militärkrankenhaus gebracht.» Dort sollten die beiden Alpinisten medizinisch untersucht werden. Rashid Ahmad vom Tour-Anbieter Hushe Treks and Tours, der die Expedition der Südtiroler im pakistanischen Teil des Himalaya organisiert hatte, sagte, Kehrer und Nones blieben mindestens eine Nacht in Gilgit. Dann sollten sie in die Hauptstadt Islamabad reisen. Der italienische Botschafter in Pakistan soll nach Gilgit geflogen sein.

«Gestern hat es noch eine kleine Lawine gegeben, aber heute sind wir gut runtergekommen», sagte Nones. Eine Wetterbesserung am Donnerstag hatten die Südtiroler zum Abstieg von 6600 Metern auf unter 6000 Meter Höhe genutzt, wo der Hubschrauber erst Kehrer (29) und dann Nones (36) aufnehmen konnte. Wegen der großen Höhe an seiner Einsatzgrenze musste der Helikopter möglichst leicht bleiben und konnte nur jeweils einen der Bergsteiger in Sicherheit fliegen.

Silvio Mondinelli und Maurizio Gallo vom italienischen Rettungsteam in Pakistan berichteten nach Angaben von der Website Südtirol Online, der erste Gedanke nach der Rettung habe dem abgestürzten Bergkameraden Karl Unterkircher gegolten. «Sie wollten eine kleine Gedenkfeier abhalten, doch das war nicht mehr möglich. So haben Walter und Simon Karls Namen in einen Stein geritzt, der zu Ehren (des Erstbesteigers) Hermann Buhls aufgestellt worden war.»

Unterkirchers Ehefrau Silke zeigte sich erleichtert über die Rettung der beiden Bergsteiger. «Ich bin so froh, dass sie sich nun in Sicherheit befinden», sagte sie laut «Repubblica Online». «Ich warte auf einen Anruf der Beiden, um zu erfahren, wie mein Ehemann gestorben ist.» Die Südtiroler waren am Dienstag vergangener Woche von schlechtem Wetter überrascht worden. Unterkircher, der erfahrenste der drei Bergsteiger, war dabei abgestürzt. Die von ihm geleitete Gruppe hatte den Gipfel über die noch nicht bestiegene Rakhiot-Eiswand erklimmen wollen.

Der 37 Jahre alte Unterkircher, der in den Dolomiten lebte, hinterlässt seine Frau und drei Kinder. Sein Körper soll voraussichtlich auf dem Nanga Parbat bleiben, da eine Bergung zu schwierig und zu gefährlich sei, sagte Francesca Stefanoni, eine Mitarbeiterin des Teams Ev-K2 Cnr, das die Rettung von Nones und Kehrer von Italien aus koordiniert hatte.

Italiens Außenminister Franco Frattini nahm die Rettung erleichtert auf. Frattini dankte unter anderem den pakistanischen Behörden für ihre Hilfeleistung, teilte das Außenministerium in Rom mit. Der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner lobte die Leistung der beiden Alpinisten. «Sie haben gezeigt, dass sie exzellente Bergsteiger sind», sagte der «König der Achttausender» nach italienischen Medienberichten. Das Schicksal des in eine Eisspalte gestürzten Unterkircher, für den nach pakistanischen Angaben keine Hoffnung mehr besteht, sei «eine große Tragödie, jetzt ist aber der Augenblick des Glücks und der Komplimente».

Die Kosten der aufwendigen Rettungsaktion für die italienischen Alpinisten seien von einer Versicherung abgedeckt, erklärte Fabrizio Romano vom Krisenmanagement des Außenministeriums. «Die Staatskasse hat dies nichts gekostet, weil solche Expeditionen versichert sind und daher auch derartige Rettungsaktionen vorgesehen sind, sollte bei der Expedition etwas schiefgehen.» Über die Höhe der Kosten wurden keine Angaben gemacht.

Der iranische Bergsteiger Saman Nemati saß nach acht Tagen immer noch am Nanga Parbat fest, wie der Sprecher des iranischen Bergsteigerverbands der Nachrichtenagentur ISNA am Donnerstag berichtete. «Wir sollten die Hoffnung nicht aufgegeben, ihn noch lebendig zu finden, aber die Hoffnung muss auch eine gewisse Logik haben,» sagte Hossein Resaie. «Daher sollten wir uns auch darauf einstellen, dass wir ihn nicht mehr rechtzeitig finden.»

Der Nanga Parbat ist mit 8126 Metern der neunthöchste Berg der Welt. Sein Name in der Landessprache Urdu bedeutet «Nackter Berg». Wegen gescheiterter deutscher Expeditionen mit mehreren Opfern in den 30er Jahren wird der Nanga Parbat auch «Schicksalsberg der Deutschen» genannt. Der Bruder Reinhold Messners, Günther Messner, starb 1970 am Nanga Parbat. (dpa)