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Spanien Spanien: Heile Welt bekommt Risse

Von RALPH SCHULZE 16.09.2010, 17:46

MADRID/MZ. - Spaniens angeschlagener König Juan Carlos (72) hat es nicht einfach, wieder auf die Beine zu kommen. Zu den Sorgen um seine Gesundheit nach der Entfernung eines Lungentumors gesellt sich Ärger über das angeknackste Image des lange Zeit so perfekt erscheinenden Königshauses.

Erst die Scheidung seiner ältesten Tochter Elena (46). Nun erneute Attacken auf den Ruf von Prinzessin Letizia (38), die an der Seite von Thronfolger Felipe (42) einmal Spaniens Königin sein wird. Und die wegen ihrer bürgerlichen Herkunft ohnehin unter verschärfter Beobachtung der erzkonservativen Monarchisten steht.

Stein des Anstoßes ist ein neues Buch über Letizia, das ihr "eine dunkle Vergangenheit verbunden mit Sex und Drogen" vorwirft. Und der schönen Blonden, inzwischen Mutter zweier Kinder, ihren 38. Geburtstag vermieste, den sie in diesen Tagen feierte.

Das Skandalwerk wäscht schmutzige Wäsche aus dem früheren Leben der künftigen Königin, die sich vor ihrer Heirat mit Felipe im Jahr 2004 als Fernsehjournalistin ihre Brötchen verdiente. Und angeblich ein ziemlich ungeordnetes Liebes- und ein wildes Privatleben hatte.

Das ist ein der Öffentlichkeit so gut wie unbekannter Lebensabschnitt, der vom Königshaus bis heute mit Diskretion behandelt wird. Die Tochter eines Journalisten sowie einer Krankenschwester und engagierten Gewerkschafterin ist in erster Ehe geschieden, was freilich nie verborgen worden war. "Letizia war eine ganz normale junge Frau", lautet seit Jahren der Standardkommentar des Hofes. Nun behauptet der Journalist Isidre Cunill in seinem Buch "Letizia Ortiz, eine Republikanerin am Hof von König Juan Carlos I.", dass es einige Kleinigkeiten gebe, die dem Volk vorenthalten worden seien: Etwa eine Abtreibung in den 90er Jahren. Oder eine Festnahme wegen Haschischbesitzes. Handfeste Beweise legt Cunill nicht vor. Und der Palast schweigt vornehm.

Sollten diese Mutmaßungen zutreffen, sind sie zwar nicht unbedingt ein Skandal. Entsprechen aber auch nicht dem schönen Schein am Hofe. Genauso wenig jene Buchpassagen, in denen die junge Letizia als "nicht religiös", "republikanisch" und damit königsfeindlich charakterisiert wird. Rückt im immer noch ziemlich katholischen Spanien also bald eine atheistische und anti-monarchistische Königin auf den Thron?

Spaniens bekanntester Feind von Pronzessin Letizia, der Klatschkolumnist Jaime Penafiel, fühlt sich durch die jüngste Buchattacke in seiner Dauerkritik an der bürgerlichen Prinzessin bestätigt: Letizia selbst könne man zwar keinen Vorwurf machen, zitiert die Boulevardpresse Penafiel: "Aber dem Kronprinzen, der sie geheiratet hat. Und dem König, der diese Ehe nicht verhindert hat."