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Spanien Spanien: Entsetzen nach der Sintflut

30.09.2012, 12:20

madrid/MZ. - Monatelang regnete es überhaupt nicht, nun brach am Wochenende eine Sintflut über Spaniens Mittelmeerküste herein: Stundenlanger Sturzregen führte zu schweren Überschwemmungen in vielen Dörfern an der Costa Blanca in der Region Valencia und in Andalusien weiter im Süden. Mindestens zehn Menschen starben in den Fluten, darunter ein neunjähriges Mädchen, das in einem Auto ertrank. Am Sonntag wurde noch nach einer vermissten Britin und einem obdachlosen Mann gesucht. Dutzende Menschen mussten mit Hubschraubern oder Schlauchbooten gerettet werden.

In der Region Valencia wurde das Regen-Unwetter sogar von einem Tornado begleitet, der in dem Küstenort Gandia ausgerechnet über einem Rummelplatz wütete und dort schwere Zerstörungen anrichtete. Ein Riesenrad und andere Kirmes-Fahrgeschäfte wurden umgerissen, 35 Menschen wurden allein auf dem Festplatz verletzt. Glücklicherweise war die Kirmes zuvor schon geschlossen worden, sonst hätte es dort wohl eine Tragödie gegeben. Alle Verletzten waren Mitarbeiter des Rummelplatzes.

In vielen Dörfern in der Umgebung der Städte Murcia und Almeria nahm das Unwetter katastrophale Ausmaße an: Dorfstraßen verwandelten sich in reißende Flüsse, seit langem trocken liegende Bachläufe in Wildwasserströme. Hunderte Häuser wurden beschädigt, Autos mitgerissen. Zwei Brücken der Mittelmeer-Autobahn A-7 stürzten ein. In Valencia stand sogar der Flughafen vorübergehend unter Wasser, gleich mehrere Frachtschiffe strandeten an der Küste.

Die Herbstunwetter in Spanien sorgen regelmäßig für große Zerstörungen: Vor allem, weil trockene Flussbetten zugebaut oder nicht von Unrat und Bewuchs gesäubert werden. In vielen Ortschaften gibt es keine Kanalisation. Zudem ist der Boden nach der langen Hitzeperiode im Sommer vielerorts so ausgetrocknet und verhärtet, dass er so viel Wasser nicht aufsaugen kann.

Klimaforscher warnen seit langem davor, dass die extremen Wetterlagen in Südeuropa zunehmen werden. Der Mittelmeerraum sei besonders betroffen vom Klimawandel. Hitzeperioden, Unwetter und Wirbelstürme werden demzufolge auch im südlichen Europa häufiger auftreten, sagt der Klimarat der Vereinten Nationen voraus. Der Klimawechsel werde begleitet von einem Anstieg des Wasserspiegels um rund einen halben Meter bis Ende dieses Jahrhunderts. So könnten bei weiteren Katastrophen viele Strände letztlich von Wassermassen verschluckt werden.

Am Sonntagbend zog die Regenfront über den betroffenen Gebieten Richtung Norden ab.