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Schweinegrippe alarmiert Länder weltweit

26.04.2009, 17:20

Mexiko-Stadt/Genf/Berlin/dpa. - Der Ausbruch der Schweinegrippe in Nordamerika mit bislang mehr als 80 Toten hat die Staaten weltweit in Alarmbereitschaft versetzt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach von einem Gesundheitsnotfall internationalen Ausmaßes.

Zahlreiche Länder in Amerika trafen Vorbereitungen um ein Einschleppen des Virus aus Mexiko und den USA zu verhindern. Mexikanische Behörden spürten mögliche Grippekranke in Wohnungen und auf Bahnhöfen auf. In den USA gab es bis zum Sonntag elf bestätigte Fälle von Schweinegrippe, keiner dieser Patienten ist gestorben. Russland sprach eine Reisewarnung für Mexiko aus.

In Zentralmexiko stieg die Zahl der Grippetoten auf 81, bei 20 dieser Todesfälle ist der mutierte Schweinegrippeerreger vom Typ H1N1 nachgewiesen worden. Bei über 1300 Grippekranken wird untersucht, ob ein Zusammenhang zu der Schweinegrippe besteht.

Präsident Felipe Calderón stattete die Gesundheitsbehörden mit Sondervollmachten aus, um die Epidemie einzudämmen. Die Behörden sollen unter anderem das Recht haben, Wohnungen zu betreten, um Grippekranke aufzuspüren, sie zu isolieren und zu behandeln. Auf allen Flughäfen und Busbahnhöfen waren medizinische Teams, auch in Begleitung von Soldaten und Polizisten im Einsatz, um Grippekranke aufzuspüren.

In Mexikos Hauptstadt-Region sind seit Freitag alle Schulen geschlossen, Großveranstaltungen sind verboten. Fußballspiele werden ohne Publikum ausgetragen. Und auch die Katholische Kirche hat die Pforten ihrer Kirchen für Sonntagsmessen schließen müssen. Die Regelungen gelten zunächst bis zum nächsten Wochenende.

Das feierliche Hochamt von Kardinal Norberto Rivera in der geschlossenen Kathedrale von Mexiko-Stadt wurde im Fernsehen übertragen. «Das Wohl der Menschen betrifft nicht nur ihre spirituelle Gesundheit, sondern auch die körperliche Integrität», sagte der Kardinal zur Begründung für die Maßnahme.

Nach Angaben des zuständigen ärztlichen Direktors der US- Gesundheitsbehörde CDC, Richard Besser, traten von den elf Erkankungsfällen in den USA, sieben in Kalifornien und jeweils zwei Fälle in Texas und Kansas auf. Darüber hinaus gebe es in Texas einen Verdachtsfall. In New York seien es mindestens acht Verdachtsfälle. Die Behörde hat erste Hinweise darauf, dass die Grippemedikamente Tamiflu und Relenza bei der Schweinegrippe wirksam sind.

Das Wissen über die Eigenschaften des neuen Grippevirus und die Art seiner Ausbreitung sei noch zu lückenhaft für weitere Maßnahmen, teilte die WHO mit. WHO-Generaldirektorin Margaret Chan hatte zuvor erklärt, der Ausbruch berge das «Potenzial einer Pandemie», also einer weltweiten Ausbreitung. Bei Gefahr für die Weltbevölkerung kann die WHO Reise- sowie Handelsbeschränkungen empfehlen, die von den Nationalstaaten umgesetzt werden müssen. Das ist bisher ausgeblieben.

Die Schweinegrippe in Mexiko löste weltweit Alarm aus. Die russische Regierung empfahl ihren Bürgern, nur dringende Reisen nach Mexiko zu unternehmen. Die meisten Staaten Lateinamerikas versetzten ihre nationalen Gesundheitssysteme in einen erhöhten Bereitschaftszustand. Außerdem wurden Kontrollmaßnahmen für alle aus Mexiko und den USA eintreffenden Reisenden angeordnet. Die Maßnahmen beschränkten sich am Sonntag jedoch auf das Fiebermessen auf den Flughäfen. In Deutschland sprach das Auswärtige Amt keine Reisewarnung für Mexiko aus. Es wies jedoch auf seinen Internetseiten auf den Ausbruch hin und empfiehlt Reisenden, «die Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen».

Das Robert Koch-Institut diskutierte mit den Bundesländern Empfehlungen für deutsche Flughäfen. Ein Sprecher des Münchner Flughafens sagte dem Radiosender «Antenne Bayern», man bereite sich auf Verdachtsfälle vor. Es gebe einen mit den Gesundheitsbehörden abgestimmten Alarmplan. In Halle forderte der Seuchenexperte Alexander Kekulé Vorsichtsmaßnahmen gegen die internationale Ausbreitung der Schweinegrippe. «Wir müssen zumindest die Menschen warnen, die derzeit aus Mexiko einreisen», schrieb der Virologe der Universität Halle. Wichtig sei, sie mit einem Informationsblatt über mögliche Symptome zu informieren.

«Die Gesundheitsbehörden sind vorbereitet, falls in Deutschland Verdachtsfälle auftreten sollten», betonte das Bundesgesundheitsministerium. Sie stünden in Verbindung mit internationalen Gesundheitsbehörden und beobachten die Lage in Mexiko und den USA genau. Die Gesundheitsämter und Flughäfen erhielten ebenfalls Informationen und Empfehlungen.

In Neuseeland wurden zehn Schüler nach der Rückkehr aus Mexiko zu Hause unter Quarantäne gestellt. Die Schüler im Alter von 15 bis 18 Jahren hatten über grippeähnliche Symptome geklagt. Bislang sei jedoch nur eine Infektion mit einem Influenza-A-Virus nachgewiesen, zu denen auch der neue, in Mexiko grassierende Erreger gehört. Ob die Schüler sich jedoch tatsächlich mit dem mutierten Schweinegrippevirus vom Typ H1N1 angesteckt haben, war unklar. Auch in Spanien gab es drei und in Frankreich vier Reisende aus Mexiko mit leichten Grippesymptomen, bei denen jedoch noch kein Erreger nachgewiesen wurde.