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Schiffsunglück in Norwegen Schiffsunglück in Norwegen: 18 Seeleute sterben nach blitzschnellem Kentern

20.01.2004, 16:49
Gekennterter Frachter (Foto: dpa)
Gekennterter Frachter (Foto: dpa) SCANPIX

Bergen/dpa. - 11 Besatzungsmitglieder sowie der norwegische Lotse an Bordüberlebten das Unglück. Nachdem Sprecher der Rettungszentraleerklärten, dass es keine Hoffnung auf Überlebende mehr gebe,konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf mögliche Ursachen für daszunächst rätselhaft erscheinende Unglück. Überlebende bestätigten dieAussage von Augenzeugen an Land, dass der 166 Meter lange und mitStein beladene Frachter am Montagnachmittag bei ruhiger See und guterSicht innerhalb von weniger als einer Minute gekentert sei und danachmit dem Kiel nach oben zwischen der Küste und den Bergenvorgelagerten Inseln trieb.

Wie es weiter hieß, hatte die erst vor drei Jahren auf derHamburger Sietas-Werft vom Stapel gelaufene «Rocknes» vor dem Unglückoffenbar Grundberührung. In norwegischen Medien meldeten sich Lotsenzu Wort, die bei früheren Fahrten mit dem Frachter und dessenSchwesterschiff «Stones» erhebliche Probleme bei der Steuerung erlebthatten. Das Ruder habe dabei nicht einwandfrei funktioniert und seimöglicherweise nicht groß genug ausgelegt, erklärte der Lotse Alf OveAustevoll im Rundfunk.

Von der für das auf Antigua registrierte Schiff zuständigenReederei Jesben-Management verlautete, das Unglück sei «völligunerklärlich». Von den 24 phillipinischen Besatzungsmitgliedernüberlebten 8. Auch alle drei Niederländer an Bord gehörten zu denGeretteten. Vermisst wurde neben dem deutschen Besatzungsmitgliedauch der 57-jährige norwegische Kapitän.

Unmittelbar nach dem Kentern nur 200 Meter von Land entferntkonnten sich der Lotse und ein Besatzungsmitglied am Schiffspropellerfestklammern, bis sie von einer Hubschrauberbesatzung geborgenwurden. Entscheidend für die Rettung von sechs weiteren Seeleuten ausdem Wasser war die zufällige Anwesenheit eines norwegischenSeenotrettungsschiffes in unmittelbarer Nähe der Unglücksstelle.

Zur hochdramatischen Bergung der drei im Maschinenraumeingeschlossenen Philippinos berichteten Rettungsspezialisten, siehätten nach ersten Kontakten mit Klopfzeichen zwei kleine Löcher indie Schiffswand gebohrt. Durch das eine habe man dann mit einerTaschenlampe in den Maschinenraum geleuchtet und durch das andereeinen Kugelschreiber mit darum gewickeltem Zettel geschoben. Kurzdarauf kam der Zettel beschrieben zurück: «Macht schnell, unserKollege liegt im Sterben». Alle drei Geborgenen waren jedoch wie dieanderen Überlebenden nach Angaben aus dem Haukeland-Krankenhaus inrelativ guter physischer Verfassung, standen aber unter Schock.

Die «Rocknes» befand sich mit der Steinladung auf dem Weg zumdeutschen Nordseehafen Emden. Das Schiff war speziell für dasVersenken von Steinen auf den Meeresgrund ausgebaut, die bei derVerlegung von Leitungen zur Öl- und Gasförderung benötigt werden.

Innerhalb von Sekunden ist der norwegische Frachter«Rocknes» am Montag vor der Küste bei Bergen mit 29 Seeleuten an Bordgekentert. (Foto: dpa)
Innerhalb von Sekunden ist der norwegische Frachter«Rocknes» am Montag vor der Küste bei Bergen mit 29 Seeleuten an Bordgekentert. (Foto: dpa)
SCANPIX NORWAY
Unglücksort vor Norwegen (Grafik: dpa)
Unglücksort vor Norwegen (Grafik: dpa)
dpa