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Schiffahrt Schiffahrt: Letzte Überlebende des «Titanic»-Untergangs ist tot

Von Thomas Pfaffe 01.06.2009, 17:53
Deans Familie gehörte zu den Dritte-Klasse-Passagiere auf der «Titanic». Während ihr Vater das Unglück nicht überlebte, wurden Millvina, ihr Bruder und ihre Mutter gerettet. (FOTO: DPA)
Deans Familie gehörte zu den Dritte-Klasse-Passagiere auf der «Titanic». Während ihr Vater das Unglück nicht überlebte, wurden Millvina, ihr Bruder und ihre Mutter gerettet. (FOTO: DPA) EPA FILE

London/dpa. - Dean war gerade neun Wochen alt,als der Luxusdampfer 1912 auf seiner Jungfernfahrt von Southamptonnach New York mit einem Eisberg kollidierte und etwa 1500 Passagierein den Tod riss. Seit einem Hüftbruch vor gut zweieinhalb Jahrenhatte die alte Dame in einem privaten Pflegeheim in Ashurst im SüdenEnglands gelebt. Sie starb nun an den Folgen einer Lungenentzündung,wie Freunde mitteilten.

Deans Familie gehörte zu den Dritte-Klasse-Passagiere auf der«Titanic». Während ihr Vater das Unglück nicht überlebte, wurdenMillvina, ihr Bruder und ihre Mutter in einem Rettungsboot inSicherheit gebracht. Noch kurz vor ihrem Tod hatte Dean fürSchlagzeilen gesorgt, weil sie Andenken an die Schiffskatastropheversteigerte, um die Kosten für ihr Pflegeheim aufbringen zu können.

Eigentlich sollte die Schiffspassage in die USA für Deans Familieder Aufbruch in ein neues Leben werden. Die Deans lebten in Londonund wollten auswandern. Vater Bertram (27) plante, in Kansas einTabakgeschäft zu eröffnen. Ursprünglich hatten Deans Eltern dieÜberfahrt für sich, Baby Millvina und ihren einjährigen Bruder fürein anderes Schiff gebucht. Doch wegen eines Streiks kamen sieschließlich auf die «Titanic» - das stolze und prächtige Schiff, dasals unsinkbar galt.

Und dann kam die verhängnisvolle Nacht zum 15. April 1912. Der 269Meter lange Luxusliner steuert im Nordatlantik auf einen Eisberg zu.Das Hindernis wird zu spät gesehen. Ein Ausweichversuch scheitert. Eskommt zur Kollision. Das Eis schneidet die Bordwand unter Wasser aufeiner Länge von 90 Metern auf.

Vater Bertram spürt die Erschütterung und reagiert blitzschnell.Er fordert seine Frau Georgette auf, Baby Millvina und ihren Bruderanzuziehen. Dann geht es an Deck. Dort herrscht Panik und Chaos.Irgendwie gelingt es der Mutter, mit ihren Kindern in einRettungsboot zu kommen. Vater Bertram bleibt an Bord zurück. Er siehtseine Familie nie wieder. Stundenlang kauert die Mutter mit denKindern in der eiskalten Dunkelheit, bis das Schiff «Carpathia» amUnglücksort eintrifft und die Überlebenden an Bord holt.

«Meine Mutter, mein Bruder und ich gehörten zu den Glücklichen»,erzählte Millvina Dean später. «Wir verdanken unser Überleben derTapferkeit unseres Vaters, der die Gefahr erkannt und dafür gesorgthat, dass wir vom Schiff herunterkamen. Er hatte keine andere Wahl,als an Bord zu bleiben.»

Später arbeitete Dean unter anderem als Sekretärin. Und es wurderuhig um sie. Bis 1985 das Wrack der «Titanic» gefunden wurde undsich wieder jeder für die Überlebenden interessierte. Und die damals73-Jährige stand vorübergehend im Rampenlicht. «Plötzlich kanntejeder meinen Namen.»

Als es zuletzt nicht mehr so gut um ihre Gesundheit stand, gingdie alte Dame mit den dichten weißen Haaren und der dicken Brille inein Altenheim in Ashurst. Und machte wieder Schlagzeilen, weil sieAndenken an die Schiffskatastrophe versteigern musste, um diemonatlichen 3000 Pfund für die Unterbringung aufbringen zu können.

Zuletzt wurde ihr finanzielle Hilfe von den Hollywoodstars KateWinslet und Leonardo DiCaprio zuteil, die mit dem Oscar-gekröntenFilmdrama über die Titanic Ruhm erlangt hatten. «Wir hoffen, dass siesich nun ausruhen kann, weil sie weiß, dass ihre Zukunft sichererist», erklärten die Schauspieler vor knapp drei Wochen. Viel Freudehatte Millvina an dem Geld nicht mehr. Sie starb nur ein paarKilometer von Southampton entfernt, wo 1912 die «Titanic» zu ihrerverhängnisvollen Fahrt aufgebrochen war.