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Rockerbanden Rockerbanden: Haben Hells Angels Freunde bei der Polizei?

Von Julian Mieth 31.05.2012, 17:49

berlin/DPA. - Es sollte ein Schlag gegen die Berliner Rockerszene werden. Hunderte Polizisten waren am Mittwoch ausgerückt, um das Verbot der berüchtigten Hells Angels-Untergruppe Berlin City durchzusetzen. Daraus wurde nichts. Der Rockerclub wusste von dem Plan und löste sich kurzerhand selbst auf. Die Polizei steht blamiert da und sucht nun die undichte Stelle - auch in den eigenen Reihen.

Die amtierende Polizeipräsidentin Margarete Koppers hat mittlerweile Ermittlungen wegen Geheimnisverrats gegen Unbekannt eingeleitet. Konkrete Anhaltspunkte für einen "Maulwurf" gebe es noch nicht, sagt der Sprecher der Senatsverwaltung für Inneres, Florian Hauer. Auch Richter und Staatsanwälte hätten von der bevorstehenden Polizeiaktion gewusst. Bundesweit gab es wiederholt ähnliche Probleme - etwa in Wiesbaden oder zuletzt in Kiel. Experten gehen davon aus, dass die Rocker über gute Kontakte bei der Polizei und in den Verwaltungen verfügen. Im Kampf gegen kriminelle Rocker bedeutet das gegebenenfalls herbe Rückschläge.

In Berlin hatte die Polizei jahrelang ermittelt, um genügend Beweise für ein Verbot zu sammeln. In der Zwischenzeit lieferte sich die Rockerszene Machtkämpfe, bei denen es um Drogen- und Waffengeschäfte, Zuhälterei und Türsteherposten ging. Es gab Tote und Verletzte, auch Unbeteiligte traf es.

In der vergangenen Woche war es schließlich soweit: Innensenator Frank Henkel (CDU) unterzeichnete die Verfügung, am Mittwoch sollte das Verbot durchgesetzt werden. In der Zwischenzeit sickerten die brisanten Einsatzdetails durch. Die mächtige Hells-Angels-Gang Berlin City um den ehemaligen Bandidos-Mann Kadir P. zog ihre Kutten aus, bevor die Polizisten anrückten. Um überhaupt noch etwas zu finden, schlugen die Ermittler schon am Vorabend zu. "Bei bevorstehenden Einsätzen wird der Kreis der Eingeweihten in der Regel sehr klein gehalten", sagt Bernd Carstensen vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK). Dennoch: "Sympathien von einzelnen Beamten zum Rockermilieu lassen sich nicht ausschließen." Auch in Berlin wussten nur wenige Ermittler Bescheid. Im Landeskriminalamt befassen sich zwei Fachkommissariate mit Rockerkriminalität. Darum beschränkt sich der Verdächtigenkreis wohl zunächst auf sie. Die Polizei will auch Informanten in der Verwaltung nicht ausschließen. "Wir prüfen welche Informationen wann an die Öffentlichkeit gelangten und wer davon wissen konnte", sagt Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Geprüft werde auch, ob die Rocker aus den Medien von dem geplanten Schlag erfahren haben.

Im März begann in Berlin der Prozess gegen einen Polizisten, der Hells Angels immer wieder vor geplanten Razzien gewarnt haben soll. Das hatte das Verbotsverfahren zurückgeworfen. Nach dem Schlag gegen Rocker in Norddeutschland mit 1 200 Polizisten wurde bekannt, dass die Anfang des Jahres in Kiel verbotenen Hells Angels beste Verbindungen zu Mitarbeitern der Polizei und der Stadtverwaltung hatten. Und vor zwei Jahren hatte die hessische Polizei mit Maulwürfen in den eigenen Reihen zu kämpfen.

Ermittlern zufolge versuchen Hells Angels und andere Rockergruppen, Kontakte zu Beamten herzustellen. Die Anknüpfungspunkte sind oft einfacher als man denkt. Auch bei der Polizei gibt es Motorrad-Freaks. Deshalb gilt bei Berlins Polizei seit Jahren die interne Anweisung, sich von Rockergruppierungen fernzuhalten.