Retro-Design Retro-Design: Die «Schwalbe» wird zum Kult

Berlin/dpa. - «Für mich als Schüler waren die billigen Ost-Motorräder die einzige Möglichkeit ein Zweirad zu bekommen», erinnert sich Seelig. Heute betreibt er eine Spezial-Werkstatt für Schwalben in Berlin-Neukölln.
Die Schwalbe aus dem Simson-Werk «VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann» im thüringischen Suhl kam 1964 in ihrer bis heute beliebten Form auf den Markt und wurde bis Ende 1985 rund eine Millionen Mal verkauft. «Während der Wende gab es keine Nachfrage für Schwalben, aber vier Jahre später erlebten die Mopeds eine Renaissance», berichtet Werner Seelig und wischt sich mit seinen ölverschmierten Händen den Schweiß von der Stirn. Vor ihm auf der Montagebank steht eine besonders lädierte Schwalbe, die Seelig und seine Mitarbeiter von Grund auf aufpäppeln müssen.
Jedes Jahr verhelfen Seelig und seine beiden Mitarbeiter rund 30verrosteten oder defekten Mopeds zu einem neuen Leben. «Ersatzteile gibt es zum Glück ohne Probleme», erzählt Seelig. «Die Konstruktionder Schwalbe ist gut, aber versteckte Fehler in der Elektrik und derVergaser machen uns oft zu schaffen.» Um die Schwalben nochverkehrssicherer zu machen nutzt Werner Seelig in seiner BerlinerWerkstatt heute auch Technik aus Westdeutschland. So sorgen zumBeispiel «westliche» Bremsbacken für einen kürzeren Bremsweg.
In der DDR gab es die Mopeds mit der Typenbezeichnung KR51 für1200 Ostmark, heute rollt eine gut restaurierte und neu lackierteNostalgie-Schwalbe für bis zu 1500 Euro aus Seeligs Werkstatt. DerTrend zum Retro-Look sorgt für eine wachsende Fan-Gemeinde und Dankeiner Sonderregelung im Einigungsvertrag kann der Schwalbe-Fahrer mitseinem Kleinkraftrad sogar mit 60 Stundenkilometer über den Asphaltbrausen. Der Gesetzgeber schuf eine Sondergenehmigung für die fasthistorischen Fahrzeuge aus der DDR, denn eigentlich darf ein Rollermit weniger als 50 Kubikzentimeter Hubraum nicht schneller als 45Stundenkilometer sein.