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Raumfahrt Raumfahrt: Mindestens 21 Tote bei Raketen-Explosion in Brasilien

23.08.2003, 16:24

Rio de Janeiro/dpa. - «Es gibt viele Risiken.»Militärsprecher schlossen unterdessen die Möglichkeit einerSabotageaktion «nahezu aus».

Viegas erklärte, ein «ungewollter Zündungsprozess unbekannterUrsache» an einem der vier Motoren der VLS-1-Rakete habe den Unfallverursacht. Das sei bei der Vorbereitung des für Montag geplantenAbschusses am Freitag gegen 13.30 Uhr Ortszeit passiert. Unter denOpfern waren elf Spitzeningenieure des Landes, hieß es. «Viele Körperwaren mit Metallteilen zusammengeschmolzen», erzählte ein Mitgliedder Bergungsteams mit Tränen in den Augen. «Die genauen Umstände desUnfalls werden so schnell wie möglich geklärt werden», versprachViegas. Er und Technologieminister Roberto Amaral verfolgten dieErmittlungen am Wochenende vor Ort.

Die Explosion wurde erst nach mehreren Stunden bekannt gegeben.Der Nachrichtenfluss blieb auch danach unter anderem deshalb gering,weil die Luftwaffe offiziell kaum Informationen gab und den Zugangauf die Basis verweigerte. Angehörige von Technikern, die auf derBasis arbeiten, forderten öffentlich Informationen und kritisiertenden «Arbeitsdruck» vor dem Raketenabschuss. Bilder der Tragödiekonnten nur einige Augenzeugen vermitteln. «Ich saß auf dem Balkonmeines Hauses, Dutzende Kilometer von der Basis entfernt, als ichplötzlich die Explosion hörte und einen riesigen Rauchpilz sah. Esgab auch viel Feuer», erzählte der frühere Staatspräsident JoséSarney.

Die 19 Meter lange und 50 Tonnen schwere Rakete sollte am Montagmit zwei Meteorologie-Satelliten ins All starten. Der Unfall war einneuer Rückschlag für das brasilianische Raumfahrtprogramm. Expertenmachten mangelnde finanzielle Mittel verantwortlich. Die zwei erstenAbschussversuche einer VLS-Rakete auf dem Stützpunkt Alcantara waren1997 und 1999 kläglich gescheitert. Todesopfer hatte es aber nichtgegeben. Der Bau jeder Satelliten-Träger-Rakete kostete Brasiliennach offiziellen Angaben 6,5 Millionen US-Dollar. Zum Zeitpunkt derExplosion verhandelte das südamerikanische Land mit einer Delegationaus der Ukraine über eine Zusammenarbeit bei der Raumfahrt.

Der Leiter der Raumfahrtagentur AEB, Luiz Bevillacqua, spielte dieTragödie herunter. «Wenn man Angst vor Fehlern hat, macht man keineneinzigen Schritt. Wir werden aus dem Unfall lernen», sagte er.Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva ließ in Brasilia mitteilen,dass er den Unfall tief bedauere. Das brasilianischeRaumfahrtprogramm werde aber fortgesetzt werden, versicherte er.