Psychologie Psychologie: Negative Gefühle haben auch gute Seiten
Hamburg/dpa. - Negative Gefühle, Schmerz oder Niedergeschlagenheit haben auch ihre guten Seiten. Erhält man einen heftigen Dämpfer im Büro oder zu Hause, werde das so genannte Selbstsystem gehemmt, sagte der Osnabrücker Psychologie-Professor Julius Kuhl in einem dpa-Gespräch. Niedergeschlagene würden so davor bewahrt, vorschnell Lösungen zu produzieren und könnten Probleme zunächst «in aller Klarheit» sehen und erspüren. «Man orientiert sich also zunächst auf seine Lage, anstatt gleich wahllos Handlungen in Angriff zu nehmen», erläuterte Kuhl.
«Wichtig ist allerdings, nicht in der Lageorientierung und den schlechten Stimmungen stecken zu bleiben, sondern im richtigen Moment von der Lage- auf die Handlungsorientierung umzuschalten.» Dann werde das Selbstsystem aktiviert und wieder eine positive Stimmung hergestellt. Die entsprechenden Hirnregionen rechts vorne unter der Stirn werden dabei - durch bildgebende Verfahren erkennbar - stärker durchblutet.
Damit sich dieser Prozess der Selbstregulation entwickeln könne, müsse allerdings das dafür zentrale Selbstsystem im Gehirn geschult werden. «Das geht nur durch zwischenmenschlichen Kontakt», sagte Kuhl - etwa indem Eltern beim Kind oder Partner beim Erwachsenen auf Gefühlsäußerungen spontan und verständnisvoll reagierten. «Gute Laune allein hilft nicht zu lernen, selbstständig wieder aus einer schlechten Stimmung herauszukommen.»