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Prozess um Krankenhaus-Skandal vertagt

17.09.2009, 09:43

Düsseldorf/dpa. - Der Prozess um einen der größten Krankenhaus-Skandale in Deutschland ist in Mönchengladbach am Donnerstag nach wenigen Minuten vertagt worden. Verteidiger Egon Geis stellte einen Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter und eine Beisitzerin.

Die Richter könnten voreingenommen sein, weil sie einen Haftbefehl gegen den angeklagten Chefarzt erlassen hatten. Nun muss eine andere Kammer des Gerichts über den Antrag entscheiden. Dem ehemaligen Chef der Klinik im niederrheinischen Wegberg werden sieben Todesfälle und mehr als 60 Körperverletzungen an Patienten vorgeworfen.

Neben dem 53 Jahre alten Chefarzt sitzen fünf weitere Ärzte auf der Anklagebank. Der Hauptangeklagte ist immer noch Geschäftsführer der Klinik, die ärztliche Zulassung war ihm entzogen worden. Nach mehreren Monaten Untersuchungshaft ist er derzeit auf freiem Fuß. Mindestens einer der Angeklagten praktiziert auch noch in dem Krankenhaus.

Aus Kostengründen soll Patienten Zitronensaft in offene Wunden geträufelt worden sein, um teure Desinfektionsmittel zu sparen. Auch bei Blutkonserven und teuren Medikamenten sei auf Kosten der Patienten gespart worden. Auf der anderen Seite sollen Patienten außerdem ohne Not unter das Skalpell gekommen und ohne Darmteile, Gallenblasen, Nieren und Brustfelle wieder aufgewacht sein.

Der Hauptangeklagte war Klinik-Besitzer, Chefarzt und ärztlicher Direktor in einer Person. Am 1. Januar 2006 hatte der Arzt das kleine St. Antonius-Krankenhaus von der Kommune Wegberg gekauft, als es vor der Insolvenz stand. Das Krankenhaus hatte knapp 100 Betten und beschäftigte rund ein Dutzend Ärzte. Chefarzt P. soll nur 26 000 Euro für die Klinik bezahlt haben.

Die Staatsanwaltschaft hat 106 Zeugen und sechs medizinische Gutachter benannt.