Prozess um Kinderprostitution Prozess um Kinderprostitution: Onkel soll seine Nichten missbraucht haben
Sonneberg/Meiningen/dpa. - Mit dem Prozess gegen einen 27-Jährigen beginnt an diesem Donnerstag das letzte einer Serie vonVerfahren um Kinderprostitution und sexuellen Missbrauch in Sonneberg(Thüringen). Vor dem Landgericht Meiningen muss sich der Mann unteranderem wegen Vergewaltigung seiner damals minderjährigen Nichtenverantworten. Die heute 37 Jahre alte Mutter der Kinder hatte vier ihrer sechs Mädchen Verwandten und Bekannten angeboten - für Geld und Lebensmittel. Sie war im April 2004 unter anderem wegen Anstiftungzur Prostitution zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.
Im vergangenen Jahr war ferner fünf Männern der Prozess gemachtworden: Zwei Bekannte der Familie und ein Stiefonkel kamen in Haft,der Stiefgroßvater erhielt eine Bewährungsstrafe und ein weitererOnkel wurde in die Psychiatrie eingewiesen. «Der Prozess hat gezeigt,dass der sexuelle Missbrauch eine Krake ist, die immer neue Armeausbildet», sagte die Vorsitzende Richterin Manuela Pallasch imProzess gegen die Mutter. In der Urteilsbegründung sprach sie von«Mord an Kinderseelen».
Die älteste der vier missbrauchten Töchter war zu Beginn derStraftaten 1999 noch keine 14 Jahre alt. Im Oktober 2003 wurde dieMutter festgenommen. Heute sind die sechs Mädchen nach Angaben desLandgerichts bei Pflegefamilien oder in Heimen untergebracht.
Dem jetzt angeklagten Onkel wirft die Anklage vor, sich zwischen1999 und 2001 insgesamt 33 Mal an zwei seiner damals 12 und 13 Jahrealten Nichten vergangen sowie drei Vergewaltigungen begangen zuhaben. Der 27-Jährige, ein Halbbruder der Mutter, bestreitet dieTaten. Die beiden Mädchen sind als Zeuginnen geladen - wie schon oftin dieser Prozess-Serie. Meist wurde ihnen die Aussage durch späteGeständnisse erspart. «Sie sind aber wieder geladen», kündigte einGerichtssprecher an. Für den Prozess hat das Landgericht Meiningenzwei Verhandlungstage bis zum 13. Juli angesetzt.
«Die Mädchen sind immer zu mir gekommen, wenn sie was wollten. Ichhabe ihnen Geld gegeben und Lebensmittel und Kleidung gekauft,»berichtete ein Bekannter der Familie in seinem Prozess. Er war imApril 2004 wegen schweren sexuellen Missbrauchs und Nötigung von dreider Mädchen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
Die höchste Strafen verhängte das Gericht im vergangenen Jahrgegen den Freund der Mutter, einen heute 53 Jahre alten Pizzabäcker.Er wurde des sexuellen Missbrauchs und sechsfacher Vergewaltigung zuachteinhalb Jahren Haft verurteilt. Ein Stiefonkel der Kinder, derkurz vor seinem Prozess versucht hatte, sich im Gefängnis das Lebenzu nehmen, muss sieben Jahre und neun Monate hinter Gitter. Komplettist die Reihe der Verurteilten mit dem Stiefgroßvater, der wegensexuellen Missbrauchs seiner Enkel eine Bewährungsstrafe erhielt. Einweiterer Onkel, der Bruder der Mutter, wurde wegen Schuldunfähigkeitfreigesprochen und in die Psychiatrie eingewiesen.