Prozess Prozess: Dem Lidl-Erpresser drohen fünf Jahre Haft

Heilbronn/dpa. - Für die Erpressung der Discounter-Kette Lidl soll ein 40-jähriger Mann aus Hamburg für fünf Jahre in Haft. Wegenräuberischer Erpressung forderte die Anklagebehörde für den Erpresser dieses Strafmaß am Montag vor dem Heilbronner Landgericht. «Das volle Geständnis von Anfang an hat dem Angeklagten viel Bonus verschafft», sagte der Staatsanwalt. Eine verminderte Schuldunfähigkeit, wie sie ein Gutachter festgestellt hatte, könne er nicht ganz ausschließen.Der spiel- und drogensüchtige Mann hat zugegeben, von demNeckarsulmer Unternehmen 1,2 Millionen Euro verlangt zu haben.
Der 40-jährige Angeklagte gab vor Gericht an, er habe in Hamburgin Lidl-Filialen Mundwasser mit Salzsäure versetzt, um seinerForderung Nachdruck zu verleihen. «Ich wollte aber keinen Menschen schädigen», beteuerte er. Seine Drohung, Marmelade und Babynahrung zu vergiften, habe er nicht wahr gemacht. «Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dies zu tun», schilderte der Angeklagte reumütig.
Während einer früheren Untersuchungshaft habe sich der Angeklagtemit einem inzwischen wegen räuberischer Erpressung verurteiltenMithäftling angefreundet. Dieser habe ihm genau geschildert,wie erbei einer Erpressung von Lidl vorgehen müsse. Gegen diesen Mann wirdes wegen Anstiftung zur räuberischen Erpressung noch zu einemGerichtsverfahren kommen, berichtete der Staatsanwalt. Der Angeklagtesagte aus, er habe nicht reich werden, sondern nur seine Schuldenbezahlen wollen. «Ich wollte eigentlich nur arbeiten.»
«Ich hatte kein Geld, um Geschenke für meine Familie kaufen zukönnen», begründete er seine Tat. Darum sollte Lidl ein Konto bei einer Kreditkartengesellschaft einrichten, von dem er mit gefälschten Karten in verschiedenen Ländern Geld abheben konnte. Einen Großteil der 20 300 abgehobenen Euro habe er in Kokain investiert. Ein Polizeibeamter sagte vor Gericht aus, der Firma Lidl sei ein Schaden von mehr als 60 000 Euro entstanden. Ein Urteil wird an diesem Mittwoch erwartet.