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Natur Pilzsammler aufgepasst: Regen bringt Boom - und Giftiges

Dank des feuchten Julis sprießen in Brandenburg derzeit viele Pilzarten in ungewohnter Fülle. Doch Vorsicht: Auch tödlich giftige Arten gedeihen prächtig. Experten geben Tipps zum sicheren Sammeln.

Von dpa 08.08.2025, 06:00
Die Pilze zeigen sich nach dem Regen der letzten Tage häufig in Südbrandenburg. (Archivbild)
Die Pilze zeigen sich nach dem Regen der letzten Tage häufig in Südbrandenburg. (Archivbild) Frank Hammerschmidt/dpa

Wandlitz/Potsdam - Der regnerische Juli war gut für Pilze. „Er hat besonders viele Sommersteinpilze hervorgebracht, aber auch Fichtensteinpilze, die es sonst im Sommer nicht so früh gibt, sind schon da“, sagt Pilzexperte Wolfgang Bivour aus Potsdam. Pfifferlinge, verschiedene Täublingsarten, Riesenschirmpilze, Hexenröhrlinge und Champignons seien ebenfalls zu finden.

„Wer sammeln will, sollte jetzt die Chance nutzen. Es kann gut sein, dass ein trockener und heißer August die Ernte sonst schnell ausdünnt“, rät der Experte. 

Grüne Gift-Gefahr

Man sollte aber natürlich nicht alles pflücken, was man findet. „Es gibt aber auch giftige Arten wie den Pantherpilz oder den Grünen Knollenblätterpilz, letzterer kann tödlich sein“, warnt Bivour. „Der Körper kann das Gift nicht von alleine abbauen.“ Ein Pilz reiche aus, nach 6 bis 24 Stunden zeige sich dann schwerer Brechdurchfall. „Man sollte sofort zum Arzt, ohne Behandlung endet das tödlich.“

Auch Pilzberater Lutz Helbig aus dem Landkreis Oberspreewald-Lausitz kennt die Gefahr. „Es gibt jedes Jahr Fälle, dass Sammler giftige Pilze essen. Deswegen rate ich: Wenn der leiseste Zweifel besteht, sollte der Pilz lieber stehen gelassen werden.“ 

Alternativ den Pilz samt Wurzeln und Knolle in Zeitungspapier zu wickeln und damit zu einer Pilzberatung zu gehen. „Ein reines Foto bringt da nicht viel. Das riecht nicht, das schmeckt nicht, das zeigt keine Konsistenz – alles wichtige Kriterien bei der Pilzbestimmung“, erläutert der Experte. 

„Finger weg von den Apps“

Um sicherzugehen, sollten Anfänger laut Helbig erst mal Röhrlinge sammeln, also „Pilzarten mit Hut und Stiel und Röhren beziehungsweise Schwamm an der Hutunterseite“. Hiervon gebe es keine tödlich giftigen Arten. „Es ist auch gut, ein Pilzbuch dabei zu haben. Finger weg von den Apps zur Pilzbestimmung, die sind mitunter ungenau und können dann in eine fatale Irre führen“, rät Helbig. Ein weiterer Tipp: Die Pilze sollten jung und der Pilzkörper fest sein.

„Wer Pilze sammeln will, sollte ein luftiges Körbchen mitnehmen, keine Plastikbox oder -tüte – sonst zersetzten sich die Pilze darin schnell“, sagt der Berater. Demnach gebe das Waldgesetz Brandenburgs vor, dass jede Person pro Tag etwa ein Kilogramm Pilze sammeln darf. 

Pilze haben „Bock auf Sex“

Auch wenn durch den Regen gerade viele Pilze wachsen, heißt das nicht, dass es den Rest des Jahres keine gibt, wie die Leiterin der Pilzschule Brandenburg in Wandlitz, Dana Lafuente, sagt. „Natürlich liegt die Hauptsammelzeit im Herbst, aber eben auch aus Unkenntnis, denn es gibt vorzügliche Winterpilze, im April mit den Morcheln Edelpilze der Luxusklasse und nun eben die Pilze, die es gibt, wenn die Bedingungen stimmen.“

Der eigentliche Pilz, das Myzel, sei immer da, es sei denn seine Lebensbedingungen werden kaputtgemacht, sagt die Expertin. „Die Fruchtkörper sind seine Sexualorgane. Das bedeutet, er bringt diese genau dann hervor, wenn er Bock auf Sex hat. Und Bock auf Sex hat er dann, wenn die Bedingungen stimmen.“ 

Was alle Pilze brauchen, sei Wasser. „Und davon hat es in der Tat zur Freude jedes Pilzsammlers ausreichend gegeben. Sie brauchen nur lange genug stehen bleiben, dann wachsen die Pilze durch die Zehen durch“, scherzt Lafuente.